Art & Design
Ein Porträt von Tom Jacobi
Vincent Peters
„Ich mache im Prinzip alles, was nicht läuft. Was läuft, sind coole Farbfotos von Frauen, die morgens um vier vom Feiern nach Hause kommen. Momentan bin ich stur und will diesen Trend, der ja vor allem auf Instagram gut läuft, nicht mitmachen. Der Typ Frau auf meinen Bildern ist relativ zeitlos, klassisch und entspricht wahrscheinlich mehr einer Romy Schneider als einer Kim Kardashian. Das hat viel mit Widerstand zu tun. Im Prinzip hat Fotografie viele Gemeinsamkeiten mit der Musik - mit Farbe knallt es einfach mehr. Meine Schwarz-Weiß-Bilder sind eher leise Töne.“
Kaum ein Genre der Fotografie ist in den vergangenen 170 Jahren so geliebt, perfektioniert und malträtiert worden wie die Fotografie des weiblichen Körpers. Und kaum ein Genre ist Heimat von so viel schlechten und so wenig guten Fotografen. Einer des Besten dieser Kunst ist Vincent Peters, seine Bilder können von betörender Sinnlichkeit sein. Aber er kann noch viel mehr.
Der 1969 in Bremen geborene Vincent Peters ist heute einer der berühmtesten Mode- und Portraitfotografen der Welt. Mit zwanzig Jahren ging er nach New York, um als Fotoassistent zu arbeiten. 1995 kehrte er nach Europa zurück, war anfangs für diverse Kunstgalerien tätig und fotografierte seine eigenen Projekte, bevor er 1999 seine Karriere als Modefotograf für die Agentur von Giovanni Testino, dem Bruder des berühmten Mario Testino, begann.
Innerhalb kürzester Zeit sah man seine Bilder auf große Doppelseiten in den besten Magazinen der Welt. Kampagnen für große Modehäuser wie Miu Miu, Yves Saint Laurent, Bottega Veneta, La Perla, Dior, Louis Vuitton, Emporio Armani und viele andere wurden von ihm umgesetzt.
Die Liste der von ihm fotografierten Celebrities umfasst Scarlett Johannson, Emilia Clark, Cameron Diaz, Emma Watson, Laetitia Casta, Gwyneth Paltrow, Charlize Theron, Cindy Crawford, John Malkovich, Christian Bale, Mickey Rourke, Michael Fassbender, David Beckham und viele mehr.
Vincent ist auf Ibiza zu Hause, aber die Welt ist sein Spielfeld. Mit minimalen Mitteln vermag er dramatische Aufnahmen zu erschaffen, die oft wie Szenen aus einem Hollywood Film wirken. Der Fantasie des Betrachters werden keine Grenzen gesetzt. Bei jedem Bild fragt man sich, was wohl als Nächstes passiert. Er gehört zu den wenigen Starfotografen, die nach wie vor analog und nicht digital fotografieren. Er ist überzeugt, dass dies eine wertvolle Kunstform ist die heute leider verteidigt werden muss. Seine unverwechselbare Handschrift einfühlsamer Aufnahmen ist klassisch und zeitlos. Bewusst widersetzt er sich dem Zeitgeist.
Anders als viele andere Fotografen improvisiert Vincent bei der Arbeit meistens. Mit Anweisungen hält er sich zurück, er lässt die Frauen vor der Kamera oft machen, was sie wollen, was sie selber in dem Moment spüren. Fotografie geschieht bei ihm im Bauch, nicht im Kopf. Für ihn ist das Faszinierende an der Fotografie die Intuition. Es ist sein Bedürfnis danach, geradezu ein Verlangen, genau dieses eine Foto in genau diesem Moment zu machen.
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