Food & Beverage
Jochen James Fischer
Unter dem Radar lebt es sich ganz gut!
Du lebst in einer der teuersten Straßen Hamburgs, fährst Autos von denen andere nur träumen, reist sehr häufig und gönnst Dir regelmäßig Deinen Mittagsschlaf. Was ist das Geheimnis Deines Erfolges?
Jochen Fischer Ich denke, dass mein Management-Stil, nämlich alles extrem schnell, effizient, komprimiert und schnörkellos zu managen, dazu beiträgt. Bei mir dauern Telefonate zwei statt fünf Minuten, Meetings zehn statt dreißig Minuten. Das addiert sich, man schafft sehr viel. Die 30 Minuten Power Napping brauche ich zum Regenerieren zwischendurch. Die Natur hat mir zudem viel Energie und ein gewisses Talent bei geschäftlichen Dingen mitgegeben. Und ich habe frühzeitig erkannt, dass ein exzellentes Kontaktnetzwerk das wichtigste Asset eines Unternehmers ist. Daher heißt meine Dienstleistungsfirma auch FISCHER RELATIONS, obwohl es eine Unternehmensberatungsgesellschaft ist. All das zusammen lässt mich recht gut über die Runden kommen, ja.
Ein Tausendsassa ist laut Wikipedia eine Person, die sich durch zahlreiche Begabungen auszeichnet und der man Bewunderung zollt. Trifft diese Bezeichnung auf Dich zu?
Jochen Fischer Mein geschäftliches und privates Leben war immer sehr bunt. Zu gewissen Begabungen kamen aber auch sicherlich ein enormes Arbeitspensum und eine hohe Risikobereitschaft im geschäftlichen Bereich hinzu. Bewunderung? Bitte nicht, dazu habe ich viel zu viele Fehler und Schwächen – und es gibt so viele Menschen, die im Alltag wirklich Tolles leisten, die sollte man lieber bewundern.
Wie sieht ein typischer Tag bei Dir aus?
Jochen Fischer Wie bei fast allen Menschen beginnt er mit dem Aufstehen. Im Sommerhalbjahr um 6 Uhr, im Winterhalbjahr um 8.30 Uhr, am Wochenende meist später. Ich frühstücke nicht, nur vier Tassen Kaffee. Mein Tag besteht ab 9 Uhr aus telefonieren, E-Mails bearbeiten und im Internet recherchieren. Entweder in meinen Büros in der City oder im Home-Office zuhause an der Außenalster. Auswärtige Termine habe ich eher wenig. Im Sommer befindet sich mein Büro bestehend aus zwei Telefonen und drei Laptops, einigen Schreibkladden und drei Stiften auf meiner Terrasse am Wasser – da gehen Arbeit und Freizeit ineinander über. Nach einem Quicklunch im Restaurant oder zuhause folgt ein kleiner Mittagsschlaf, dann geht es weiter bis 17 oder 18 Uhr. Abends dann eine Runde mit dem Mountainbike, joggen, ins Fitnessstudio, lesen, Film schauen oder Freunde treffen; also nichts besonderes.
Wann hattest Du Deine erste Firma?
Jochen Fischer Am 02. Mai 1982, da war ich 18 Jahre alt. Ein Regionalverlag für Jugendmagazine im Münsterland.
Du bist unter anderem Mitgründer der Vectron Systems AG in Münster, einem der führenden europäischen Hersteller von Kassensystemen. Allein in Deutschland stehen die Kassen unter anderem in ca 50.000 Restaurants und 20.000 Bäckereifilialen – warum hast Du Dich 2014 entschlossen, Deine Anteile an einem französischen Aktienfond zu verkaufen?
Jochen Fischer Die Vectron-Zeit ist tatsächlich eines meiner unternehmerischen Highlights gewesen, ich habe die Firma ja zusammen mit meinen beiden Mehrheits-Mitgesellschaftern, die heute noch im Unternehmen sind, groß gemacht. Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 200.000 Installationen, noch immer freue ich mich an einer „meiner“ Kassen zu zahlen. Aus kleinen Anfängen gestartet war das Unternehmen zwischenzeitlich auf dem alltime-high an der Börse mal eine Viertelmilliarde Euro wert! Nach 15 Jahren habe ich mir 2014 gesagt „genug ist genug“. Ich hatte 20 Jahre fast keinen Urlaub gemacht, pendelte wöchentlich zwischen Hamburg und Münster – über 30.000 Kilometer pro Jahr – plus internationale Reisetätigkeit, ich war gesundheitlich angezählt, im Jahr zuvor 50 geworden – da habe ich spontan beschlossen, künftig lieber Privatier zu sein. Fünf Jahre habe ich das durchgehalten und tatsächlich geschäftlich nur noch sehr wenig gemacht; war häufig mit meinen Autos auf der Rennstrecke unterwegs, bin bei Classic Auto Rallyes gestartet; Motorrad, Kanu und Motorboot gefahren und bin mit meiner Freundin Maxie sehr viel gereist. Letztes Jahr wurde es mir dann zu langweilig. Die Batterien waren in fünf Jahren wieder aufgeladen und ich bin nochmal durchgestartet. Das hat sich herumgesprochen und ich war ruckzuck wieder mit unterschiedlichen Investmentvehikeln an fünf Unternehmen aus fünf verschiedenen Branchen beteiligt. Mit der CLUDEA CAPITAL AG mit Sitz hier in Hamburg zum Beispiel planen wir, im kommenden Jahr in Europa drei Solarparks mit einem maximalen Projektvolumen im dreistelligen Millionenbereich zu realisieren. Daher habe ich nun seit diesem Jahr auch ein Büro in London und führe neuerdings auch meinen zweiten Vornamen James; im Ausland kann man Jochen nicht gut aussprechen, das hatten meine Eltern seinerzeit wohl nicht bedacht.
Ins Rennen gehe ich seit jeher nur mit Minderheitsbeteiligungen – einige in der Investmentbanking-Szene nennen mich auch „Mister Zehnprozent“. Und soeben planen wir mit drei Partnern noch die Übernahme eines norddeutschen IT-Unternehmens mit 250 Mitarbeitern, dann wären es sechs Branchen. Mal schauen, es klappt nicht immer alles.
Eine Druckereibeteiligung in den Niederlanden, das Franchisekonzept für mod‘s hair Paris, Solarparks in Spanien, Möbelhersteller in Berlin, Internet Startups in Hamburg ... Was treibt Dich noch an?
Jochen Fischer Wenn Du das Unternehmer-Gen hast, dann möchtest Du Dir und den anderen ab einer bestimmten Stufe beweisen, dass Du es nicht nur in einer, sondern in vielen Branchen kannst. Ob man das Ehrgeiz, Eitelkeit oder sonst wie nennt, es ist einfach so. Um das reine Geldverdienen geht es dabei vorrangig nicht mehr. Ich hatte zehn Jahre einen Hochschullehrauftrag für Unternehmensführung, Startup Management und Finanzkommunikation; bin Co-Autor von drei betriebswirtschaftlichen Lehrbüchern und habe in allen Fällen auf Honorare verzichtet, das nennt man wohl Überzeugungstäter. Große ökonomische Ziele habe ich eigentlich nicht und auch nie gehabt. Ich sehe Geld mehr wie das Benzin im Tank. Ich konnte als Student bereits mit dem Porsche Turbo zur Uni fahren, würde mir niemals Ballast wie ein Schiff, Flugzeug oder Ferienhaus zulegen und lebe relativ bescheiden – ja, ich mache das alles anscheinend heute wirklich hauptsächlich aus Leidenschaft ...
Startup Management, Strategieberatung, Coaching, strukturierte Unternehmensfinanzierungen und das in unterschiedlichsten Branchen. Gibt es Schwerpunkte?
Jochen Fischer Thematisch waren die Branchenschwerpunkte im Bereich Technologie/High Tech sowie in der Finanzbranche inklusive Immobilien. Das waren übrigens auch die lukrativsten (lacht). Dennoch oder gerade deswegen habe ich privat weder Facebook noch Instagram,Twitter, Pinterest, Flickr, TikTok oder so ... noch nicht einmal WhatsApp. Einzige Ausnahme ist LinkedIn. Mir kann man E-Mails und SMS schicken, mich tatsächlich anrufen und sogar treffen. Einige halten mich daher für einen Technologie-Depp, was mich natürlich wiederum königlich amüsiert, da diejenigen anscheinend nichts von meinem High-Tech Hintergrund wissen. Dass ich auch Beiratsvorsitzender und Berater einer der erfolgreichsten deutschen Instagram Plattformen mit über 40.000 Usern bin lasse ich an dieser Stelle mal nebenbei einfließen (lacht).
Was machst Du am liebsten? Eigene Projekte gründen, Unternehmer und Vorstände coachen oder die eigenen mittelständischen Beteiligungs-Unternehmen beraten?
Jochen Fischer Meine Wahrnehmung: Es gibt Unternehmer und Berater, die gut analysieren können und es gibt solche, die gut in der Entwicklung kreativer Lösungen sind. Beides gleichzeitig zu können ist relativ selten, gehört jedoch zu meinen Stärken, darf ich hoffentlich sagen. Dieses Talent lässt sich natürlich auf alle genannten Tätigkeiten übertragen. Am liebsten jedoch arbeite ich mit den internen Geschäftsführern, Vorständen und leitenden Mitarbeitern meiner Beteiligungsunternehmen auf Augenhöhe zusammen, um das Unternehmen nach vorne zu bringen. Mit denen bin ich dann per Du und Hierarchien sowie Kleiderordnung sind vergessen. Auch hier mag ich die Rolle des Strippenziehers im Hintergrund. Kurios, dass ich früher immer überall der jüngste war und heute von den jungen Unternehmern aufgrund meines Alters und meiner Erfahrung gesucht bin. Insofern hat der Switch von der Old in die New Economy anscheinend ganz gut geklappt.
Du bist auf fast jeder Veranstaltung der Hamburger Gesellschaft ein gern gesehener Gast. Baust Du Dir so Dein Netzwerk aus?
Jochen Fischer Mein Netzwerk ist wie gesagt mein größtes Asset überhaupt. Wenn es irgendwo eine Chance oder ein Problem gibt, so ist meine Ansage: „Moment ... muss nur einmal anrufen“ bereits zu einem geflügelten Satz geworden. Klingt jetzt ein bisschen nach Angabe, ist es vermutlich auch (lacht). Ja, gelegentlich lerne ich bei gesellschaftlichen Events tatsächlich noch neue interessante Menschen kennen. Aber zurzeit gibt es ja nicht allzu viele Events, wie Du leider am besten weißt. In jedem Falle habe ich jedoch festgestellt, dass mich in der Tat zwar sehr viele Menschen hier in Hamburg kennen, aber die wenigsten wissen, was ich wirklich mache und wo ich überall aus dem Hintergrund meine Finger drin habe. Da ich mir angewöhnt habe, extrem effizient zu arbeiten, habe ich trotz allem recht viel Freizeit, so dass einige meinen ich sei ein Playboy oder so etwas. Mir gefällt es sehr, dass ich in der öffentlichen Wahrnehmung unterhalb des Radars fliege, dort lebt es sich sehr gut – mein Privatleben ist mir heilig. Ich brauche kein Poser-Forum wie Facebook, um wildfremden Menschen zu zeigen, wie toll ich angeblich bin.
Woran arbeitest Du grade?
Jochen Fischer Ich bereite langsam aber sicher zwei Unternehmen auf einen möglichen Börsengang vor. Drei Börsengänge habe ich bereits hinter mir, eine Handvoll wäre natürlich schön.
Worauf bist Du besonders stolz?
Jochen Fischer Ich habe in meinem gesamten Geschäftsleben – in 38 Jahren – noch nie einen Gerichtssaal von innen gesehen.
Gibt es weitere Ziele in Deinem Leben?
Jochen Fischer „Dankbar rückwärts, mutig vorwärts, gläubig aufwärts“ hat Franz-Josef Strauß mal gesagt (lacht). Aber im Ernst: ja, ich hätte gern noch einmal einen Hund, mein Rhodesian Ridgeback ist leider viel zu früh verstorben. Am liebsten einen Boxer – die sind mutig, schlau und lustig.
Jochen James Fischer · Fischer Relations
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