Business & Money
Als Trennungskind zwischen Venedig und Hamburg kennst du das Reisen von klein auf. Auch wegen deiner internationalen Karriere bist du viel in den verschiedenen Ländern unterwegs. Was würdest du als deinen Hauptarbeitsort bezeichnen?
Elena Carrière Mein Handy. Wo immer mein Handy ist, da ist auch meine Arbeit. Es ist tatsächlich so, dass ich keinen fixen Ort habe, an dem ich sein muss oder sein möchte, um zu arbeiten.
Woher nimmst du momentan deine Inspiration für neuen Content?
Elena Carrière Eigentlich sind Content Creator viel unterwegs, um diesen im wahrsten Sinne des Wortes zu kreieren. Das ist in den vergangenen eineinhalb Jahren schwieriger geworden und man musste sich umorientieren. Früher habe ich natürlich von Orten und Menschen ganz viel Inspiration gezogen.
Mittlerweile ist es bei mir persönlich viel die innere Weiterentwicklung. Weil ich glaube, dass das etwas ist, womit sich viele von uns, aus meiner Branche gesprochen, beschäftigt haben. Wir können nicht mehr häufig unterwegs sein und den kreativen Input von außen erhalten. Deshalb müssen wir ihn uns von innen holen. Ich bin der Meinung, dies hat bei mir in den vergangenen eineinhalb Jahren gut funktioniert, weil ich mich viel mit dem Thema Selbstentwicklung, Body Positivity, der mentalen Gesundheit und dem positiven gesunden Lebensstil beschäftigt habe. Ich versuche, meine eigene Inspiration zu sein. Gekoppelt mit den Leuten, denen ich gerne folge, weil es tolle und inspirierende Menschen sind wie AktivistInnen und Woman empowerment People.
Wie hältst du deinen Geist und deinen Körper fit?
Elena Carrière Für meinen Körper versuche ich, nach wie vor sehr gut in Balance mit dem zu agieren, was gerade möglich ist. Meine Zentrierung ist Yoga. Das mache ich fast jeden Tag. Da komme ich zu mir selbst. Ich gehe unglaublich gerne spazieren. Das war auch schon vor Corona so. Ich hatte schon immer einen krassen Bewegungsdrang, am liebsten natürlich in der Natur. Und mental, das fluktuiert. Der Job ist auch ein sehr einsamer. Im Büro, auch im Home-Office, hat man stets andere Leute, mit denen man sich austauschen kann, an Projekten arbeitet, Probleme löst und weiterkommt. Das ist bei mir anders, weil ich letztendlich auf mich gestellt bin. Egal wer mir hilft, am Ende ist es immer mein Gesicht oder Name, der zu sehen ist. Ich glaube, das schlägt auch auf die mentale Balance. Das habe ich gerade über den Winter gemerkt. Die Einsamkeit nagt auf jeden Fall ein bisschen an einem und da versuche ich, so viel wie momentan unter den Maßnahmen möglich ist, mich mit Freunden und Familie auszutauschen. Die sind in der Hinsicht mein allergrößter Halt.
Mit dem zweiten Platz bei Germany’s Next Topmodel im Jahr 2016 ist deine Karriere als Model steil bergauf gegangen. Welche weiteren Meilensteine gab es sonst noch in deinem Berufsleben?
Elena Carrière GNTM war ein Startschuss zu dem, was heute mein Alltag ist. Ich würde aber nicht sagen, dass es einschlägige Ereignisse gab. Im Nachhinein betrachtet war es eine Kombination aus Erfahrungen und Erlebnissen, die ich durch den Job machen durfte. Sie haben mir peu à peu gezeigt, was ich daran mag und was nicht. So konnte ich ausloten, wofür ich mehr Zeit, Kraft und Energie einsetzen möchte, weil ich Spaß dran habe. Ein großer Step war für mich, dass ich vegan geworden und darüber auch etwas in die Spiritualität „abgedriftet“ bin. Diese Body-Mind-Soul Connection ist sehr plötzlich herausgeschossen. Daraus habe ich dann viel für meinen Content und meine neue Inspiration geschöpft.
Deine Mutter Bettina Proske ist Kostümbildnerin, dein Vater Mathieu Carrière Schauspieler. Welchen Einfluss hatten die Jobs deiner Eltern auf dich?
Elena Carrière Früher hatte ich das Gefühl, dass ich gerade aufgrund der Jobs meiner Eltern nicht in die Medienbranche und auf gar keinen Fall freiberuflich tätig werden möchte. Das hat super gut funktioniert *lach*. Ich wollte tatsächlich immer Anwältin werden, weil ich einen großen Sinn für Balance und Gerechtigkeit hatte. Das ist dann durch GNTM etwas anders gelaufen. Die positiven Einflüsse meiner Eltern sind, dass beide extrem viel Erfahrung mit der Medienbranche haben. Gerade mein Vater war eine große Hilfe, was die Presse angeht. Von Medienreaktionen konnte ich mich so gut abgrenzen.
Welche skurrile Situation hast du als Model mal erlebt?
Elena Carrière Was ich immer amüsant fand, sind Nachrichten, die sich so rumtummeln. Zum Beispiel ein Angebot von einem Scheich aus Dubai, ob ich nicht seine siebte Frau werden will. Das kommt immer mal wieder vor. Ich habe auch schon Anfragen von McDonalds und Coca-Cola bekommen. Aber das waren Zeiten, in denen ich klar positioniert war und wusste, dass ich solche Konzerne einfach nicht unterstütze. Es ist dann immer wieder interessant zu sehen, wie die Budgets dann aufgefahren werden und doch noch nachgefragt wird, ob man für mehr Geld nicht etwas machen würde.
Wer wäre ein Wunschkunde von dir?
Elena Carrière Ich hätte gerne eine eigene vegane Koch-Show, da kann sich gerne ein Sender bei mir melden *lach*. Die großen Food-Konzerne entwickeln sich alle positiv. Neulich haben wir für die neuen veganen Produkte von Edeka eine Anfrage bekommen. Darüber freue ich mich extrem doll. Es hat bei mir aber nichts mit der einzelnen Bekanntheit zu tun. Wir gucken uns die Anfragen und Firmen an und merken, dass die etwas Gutes machen und auf einem tollen Weg sind. Daran erfreuen wir uns am meisten, wenn die Kunden sehen, dass ich in so eine Sparte passe.
Auf Social Media Plattformen scheint oft alles perfekt. Jeder setzt sich in Szene. Du wirkst nicht nur natürlich und nahbar, du bist auch Feministin und setzt dich zum Beispiel gegen Bodyshaming ein. Wie hast du als Influencerin deinen eigenen Weg gefunden?
Elena Carrière Das hat bei mir sehr lange gedauert. Die ersten Jahre wusste ich gar nicht, welche Nische, Schiene oder welchen Stil ich mit meinem Kanal bedienen möchte. Das war für mich auch ein Problem, weil ich einfach mit dem Flow gegangen bin. Am Anfang wurde nur das perfekte Leben gepostet. Doch Instagram hat sich in den Jahren, in denen ich aktiv daran teilhabe, sehr verändert. Das finde ich gut. Irgendwann kam so ein Moment, in dem ich gemerkt habe, okay ich möchte das zeigen, was ich auch gerne sehen würde und mich gut fühlen lässt. Das schönste Kompliment ist es für mich (abgesehen von einem Kompliment zu meinen Kochkünsten), wenn Leute sagen: „Ich gucke mir deinen Kanal an und habe das Gefühl, da ist eine große Schwester, die mich auf positive Art und Weise inspiriert.“ Ich selbst kenne es, mir Profile anzuschauen und mich danach schlechter zu fühlen als zuvor. Es ist für das Unterbewusstsein extrem ungesund, wenn man sich ständig vergleicht. Da wollte ich gegen steuern, indem ich bewusst die schönen Dinge meines Lebens zeige. Sie sind ein Teil von mir, aber zugleichermaßen möchte ich zeigen, dass nicht immer alles rosig ist. Das Leben besteht aus Yin und Yang - es ist immer eine Balance aus beidem.
Ich finde es wirklich mutig, diesen Weg zu gehen. Wie siehst du denn die Zukunft der Social Media Plattformen von Influencern und mit welchen Themen?
Elena Carrière Ich glaube, wir haben gerade im vergangenen Jahr gemerkt, dass die wichtigen Themen, die die Leute momentan berühren und auch belasten, einen Platz auf dieser früher gewesenen oberflächlichen Plattform finden. Es verändert sich immer mehr in die Richtung. Ich bin stolz zu sehen, dass auch viele meiner KollegInnen zwar keinen krassen Nischenweg nehmen, aber auch in die Richtung gehen. Viele Models zeigen, dass es ihnen auch nicht immer mit sich selbst gut geht. Stars sprechen über depressive Phasen. Ich glaube schon, dass auch Instagram in der Hinsicht immer mehr dieser Themen behandeln wird und allzu perfekte Situationen eher in den Hintergrund geraten werden.
In Zukunft werden vielleicht mehr Menschen hinter diese Scheinwelt kommen und sich authentisch zeigen wie du. Du schaffst auf deiner Seite auf jeden Fall eine andere Glaubwürdigkeit, zeigst eine tolle Natürlichkeit. Wie unabhängig bist du denn von den Meinungen anderer und insgesamt in deinem Beruf?
Elena Carrière Das war früher anders als heute. Da waren Zahlen in meinem Kopf viel wichtiger als sie es heute sind. Am Anfang war ich, was Follower, Likes, Kommentare usw. angeht, viel mehr drauf fixiert, weil das wie die Währung ist, mit der man sich besser oder schlechter fühlt. Natürlich gibt es Tage, an denen man unsicher oder down ist. Dann bin einfach nicht mehr auf der Plattform. Es ist wichtig, einen Mittelweg zu finden. Niemand zwingt einen, sich das anzugucken oder etwas hochzuladen. Es ist gut, dass ich diesen Weg für mich gefunden habe.
Du stellst dich außergewöhnlich und ungewöhnlich dar. Ich finde es wirklich toll wie facettenreich du mit deinen 24 Jahren bist. Ich danke dir für das Gespräch!
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