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Dr. med. Michael Feld
Schlafen Sie gut!?

Dr. med. Michael Feld, Inhaber einer Praxis für ganzheitliche Allgemein- und Schlafmedizin im Raum Köln hat sich auf die Somnologie spezialisiert und ist mit seinen 48 Jahren der bekannteste Schlafmediziner im deutschsprachigen Raum. Neben zahlreichen medialen Auftritten hat sich Dr. Feld auch als Autor mit z.B. „Dr. Felds große Schlafschule: Endlich wieder durchschlafen und erholt aufwachen“ (2018) in seinem Fachgebiet etabliert und einen Namen gemacht.

Dr. med. Michael Feld
Dr. med. Michael Feld

Gibt es eine pauschale Schlafformel, sprich wie viel Schlaf brauche ich und wie viel ist gesund?

Dr. Michael Feld Weltweite Untersuchungen ergaben, dass 70 bis 80 Prozent der Menschheit mit sieben bis acht Stunden Schlaf ideal auskommen. 10 Prozent brauchen nur vier bis sechs Stunden und weitere 10 Prozent benötigen neun bis zehn Stunden, um dauerhaft gesund und fit zu bleiben.

Schnarchen kann ein emotionaler Beziehungskiller sein, aber was bedeutet eigentlich das Schnarchen aus schlafmedizinischer Sicht für unsere Gesundheit?

Dr. Michael Feld In den 1950er und 60er Jahren galten ein männlicher Bauch und das Schnarchen noch als Kavaliersdelikte und Frau drehte sich dezent im Bett zur Seite. Heute weiß man jedoch, dass Schnarchen unser Schlafverhalten stört. Dazu kommt, dass die Frau sich auch verändert hat. (Anm. d. Red.: Er lacht.) Starkes Schnarchen kann zu Herz-Kreislauf-Belastung, Sauerstoffabfällen in Blut und Gewebe sowie zu Depressionen führen und die Schlafapnoe, also die Atemaussetzer bzw. auch schon die Vorstufe, das sog. „Upper Airway Resistance Syndrom“, können schwere gesundheitliche Probleme mit sich bringen.

Haben Hormone eigentlich einen Einfluss auf die Schlafqualität, bzw. gibt es Unterschiede zwischen männlichem und weiblichem Schlafverhalten?

Dr. Michael Feld Der Schlaf ist unter anderen hormonell gesteuert. Testosteron verstärkt das Schnarchen und die Schlafapnoe, lässt aber auch zeitgleich den Tonus, also die Muskelspannung des Rachenbereichs erschlaffen. Östrogene und ­Gestagene erhöhen physiologisch dagegen die Gewebespannung, sinken jedoch mit den Wechseljahren, somit steigt dann im Verhältnis bei der Frau der Anteil des Testosterons und das weibliche Schnarchen nimmt zu.

Immer wieder höre ich in meiner Osteopathie-Praxis neben Einschlafproblemen auch von Durchschlafstörungen, die oftmals zwischen drei bis fünf Uhr nachts auftreten. In der alternativen Medizin fällt der Blick dabei auf die sog. „Organ-Uhr“, kannst du dazu etwas sagen?

Dr. Michael Feld Allgemein gilt, dass die erste Nachthälfte durch den Tiefschlaf dominiert wird und die zweite durch Leicht- und Traumschlaf. Zum heutigen Zeitpunkt wissen wir, dass Schlaf mit dem Rhythmus der inneren Uhr und in Verbindung mit der Regeneration bestimmter Organfunktionen stehen kann, wie z.B. der Leber, die ihre Hauptarbeitszeit in der Nacht hat.

Burnout ist in unserer Gesellschaft vermehrt gegenwärtig. Wie hat Stress Einfluss auf den Schlaf?

Dr. Michael Feld Schlaf ist nur möglich, wenn man abends runterfährt. Doch „parkt“ der Stress sich im Körper erstmal ein, bleiben Ruhepuls erhöht, Blutdruckamplitude auffällig und es kommt zu vermehrten Muskelzuckungen.

Neben deiner persönlichen Leidenschaft zur Musik und anspruchsvoller Literatur weißt du auch ein gutes Glas Wein zu schätzen. Doch was passiert eigentlich mit unserem Schlaf, wenn es ein Glas zu viel war?

Dr. Michael Feld Der Glaube, „mit Alkohol schlafe ich besser“, existiert ja immer noch: Alkohol ist eine legitimierte Volksdroge, die wir uns schwer wegdenken können. Ein Gläschen guter Wein am Abend ist in Ordnung, aber ab dem zweiten Glas verändert sich die Schlafqualität. Alkohol ist primär gefäßerweiternd und kurzfristig kommt es zur verbesserten Durchblutung. Bedingt durch die hormonelle Kaskade wirkt es sich aber insgesamt negativ auf die Schlafregeneration aus und verstärkt Schnarchen.

Wann sollte man dich als Schlafmediziner aufsuchen und kannst du kurz beschreiben, wie der diagnostische Weg aussieht?

Dr. Michael Feld Ein paar unruhige Nächte und ein leichtes Schnarchen sind erstmal kein Problem. Wenn das Schnarchen aber sehr laut ist und Tagesmüdigkeit auftritt, sollten Sie zu Ihrem Arzt gehen. Bei Ein- und Durchschlafstörungen gibt es die folgende Dreier-Regel: Länger als drei Wochen bestehend, öfter als drei Mal pro Woche und mehr als drei Stunden wachliegend in der Nacht - dann sollten Sie zu mir kommen. Bei einer Erstvorstellung in meiner Schlaf-Praxis erfolgt neben einem ausführlichen anamnestischen Gespräch und auszufüllenden Fragebogen, eine Einführung in die große Schlafverkabelung, die mobile Polysomnographie, welche die Leute ohne Stress in der Regel zwei Nächte hintereinander im eigenen Bett durchführen. Daraus resultierende Messwerte wie z.B. Schlafprofil, Hirnwellen, Atmung, Blutdruck führen unter anderen dann mit zu einer Diagnose.

Was geschieht daraufhin therapeutisch mit dem Patienten?

Dr. Michael Feld Bei schlafbezogenen Atmungsstörungen finden Schnarcherschienen oder Atemmasken ihren Einsatz. Dies hört sich erstmal radikal an, wird aber von den Patienten, die es wirklich benötigen, mit Akzeptanz getragen, da die Lebensqualität sich deutlich erhöht. Bei Ein- und Durchschlafstörungen sind es bestimmte Medikamente oder auch alternative Verfahren wie Akupunktur, Entspannungstraining oder spezielle technische Hilfsmittel, die den Erfolg herbeiführen.

Hast du zum Abschluss noch drei Tipps für uns?

Dr. Michael Feld Wichtig ist, ganz profan: Das Schlafzimmer sollte dunkel, leise und kühl sein. Der Körper braucht mindestens eine Stunde, um sich von der letzten Aktivität zu erholen, sprich, Runterfahren ist wichtig. Und als dritten Tipp können milde Maßnahmen wie pflanzliche Mittel aus Hopfen, Lavendel, Melisse oder Passionsblume zur Unterstützung eines besseren Schlafes eingenommen werden.

Dr. med. Michael Felds Buch: Dr. Felds große Schlafschule

Dr. Felds große Schlafschule
Taschenbuch, 192 Seiten
Verlag: Gräfe und Unzer
ISBN: 978-3833861413

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