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Ihre polnischen Wurzeln beeinflussen sie auch beruflich, denn sie ist regelmäßig an Projekten in Polen beteiligt. Darüber hinaus engagiert sie sich als Botschafterin für mentale Gesundheit und teilt ihre Erfahrungen mit Selbstliebe und Achtsamkeit.
In unserem Interview spricht Natalia über ihre kreative Karriere und gewährt persönliche Einblicke in ihre Reise zur Selbstakzeptanz. Ein Gespräch mit einer Künstlerin, die durch ihre Vielseitigkeit und ihr Engagement Menschen inspiriert.
Liebe Natalia, als Schauspielerin und Sängerin arbeitest du in verschiedenen Genres. Gibt es Rollen oder musikalische Projekte, die du in Zukunft gerne ausprobieren würdest?
Natalia Avelon Ich liebe Johnny Depp und wäre, was die künstlerische Arbeit betrifft, gerne sein weibliches Pendant. Die Projekte, bei denen er mitwirkt, sind immer sehr außergewöhnlich. Ich schlüpfe gerne in Rollen, die weit weg sind von meiner eigenen privaten Person – charakterlich als auch optisch – und bin großer Fan von Fantasy- und Science-Fiction-Filmen. Insofern möchte ich mich künftig gerne mehr in diese Genre-Richtung bewegen.
Welche Rolle spielen deine Wurzeln und deine Familiengeschichte in deiner künstlerischen Arbeit?
Natalia Avelon Die Geschichte der Frauen in meiner Familie ist ausschlaggebend dafür, dass ich ganz konsequent meine Träume lebe und immer wieder verwirkliche und eine selbstbewusste, unabhängige Frau bin, die weiß, was sie will. Einerseits sind es ganz starke Frauen, die ihr Schicksal und Leben mit Bravour gemeistert haben und somit meine Vorbilder sind, andererseits haben mich ihre Lebensumstände geprägt, eine Kämpfernatur zu sein. Meine Großmutter hat den Krieg überlebt, musste als junges Mädchen in einem Arbeitslager in Sibirien Vieh treiben und schwere Arbeiten mit ihren Schwestern und ihrer Mutter verrichten, meine Mama ist mit mir nach Deutschland ausgewandert und musste mit 50 DM in der Tasche putzen und Teller waschen, damit wir ein würdevolles Leben leben konnten. Da war wenig Zeit, zu träumen. Sie haben mir einen Weg geebnet und mich immer darin unterstützt, diesen mutig und stolz zu gehen. Demut und Dankbarkeit begleiten mich aufgrund unserer Lebensumstände in meiner Arbeit als Künstlerin. Kein Weg ist mir zu steinig, kein Berg zu hoch! Und Jammern kenne ich nicht…
Wie sieht dein kreativer Prozess aus, wenn du an einem neuen Musikprojekt arbeitest? Woher nimmst du deine Inspiration?
Natalia Avelon Die besten Geschichten schreibt das Leben! Musik ist Magie und Freiheit! Man kann sich darin komplett austoben! Manchmal ist es eine Art Tagebuch, das man musikalisch und lyrisch umsetzt, manchmal ist es eine Art abstraktes Kunstprojekt, in dem man sich kreativ austoben kann durch Klänge, Beats und Melodien… Kunst kennt kein Gesetz und das liebe ich an meinem Beruf.
Auf deinem Weg hattest du mit Vorurteilen und Klischees zu kämpfen und hast viel Mut aufgebracht, um deinen Weg zu gehen. Gab es ein Schlüsselerlebnis oder einen besonderen Moment, der deine Reise zur Selbstakzeptanz und Selbstliebe entscheidend geprägt hat?
Natalia Avelon In meinem Fall war und ist der Weg das Ziel. Es gab nicht den einen Moment, der mich verändert hat. Es ist eine Ansammlung an Lebenserfahrungen. Die größte Erkenntnis für mich war und ist immer wieder, dass man sich auf sein Herz und seine Seele verlassen und seiner Berufung folgen muss, um glücklich zu werden.
Die „Anderen“… wer sind diese „Anderen“, die einen kritisieren, verurteilen oder von oben herab bewerten? Es sind meistens unglückliche, oft verbitterte Menschen, die unzufrieden sind mit ihrem Leben. Ein Mensch, der erfüllt ist, verbreitet keinen Hass, lästert nicht und redet nicht schlecht über andere. Ich habe mir als Kind und Teenager keine Gedanken über mich selbst gemacht. Ich habe gelebt! Irgendwann kommt man in Berührung mit Neid, Eifersucht, Missgunst – wird dadurch verunsichert, verletzt und vergleicht sich mit anderen. Ich finde, wir sollten den Kids schon im jungen Alter beibringen, dass es genau richtig ist, wie sie sind. Einzigartig! Wir sollten sie fördern in ihren individuellen Talenten und Stärken und sie zu Erwachsenen erziehen, die ihr Leben mit Werten füllen statt mit vergänglichen Oberflächlichkeiten.
Das Konzept der Selbstliebe wird von vielen Menschen mit Arroganz verwechselt. Wo siehst du den Unterschied und wie erklärst du das anderen?
Natalia Avelon Ich glaube, Arroganz hat immer mit Unsicherheiten zu tun. Arrogante Menschen versuchen dadurch, ihre Schwachstellen zu vertuschen und zu überspielen, indem sie sich über die anderen stellen, ein Selbstbewusstsein vortäuschen und von oben herabschauen. Es ist ein aufgeblasenes, künstliches Gefühl. Selbstliebe ist ein positives, pures, ehrliches Gefühl, das man mit seinen Mitmenschen teilen möchte. Es strahlt Wärme aus und unaufgeregte Souveränität. Arroganz ist immer kalt und distanziert.
Du bist Botschafterin für Instahelp, eine Plattform für mentale Gesundheit. Was hat dich dazu bewegt, dich für dieses Thema einzusetzen, und wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Natalia Avelon Ich möchte in einer friedlichen Welt voller Liebe leben. Das Leben hat so vieles zu bieten! Und mentale Gesundheit ist die absolute Basis für ein erfülltes Leben. Ich möchte meine Mitmenschen dazu anregen, sich selbst wirklich kennenzulernen, sich seinen Ängsten, Schwachstellen und Dämonen zu stellen, herauszufinden, worauf sie basieren und Lasten nicht lebenslang mit sich herumzuschleppen. Das wirkt sich immer negativ auf die Gesundheit und auf zwischenmenschliche Beziehungen aus. Auch ich, die Künstlerin, die in der Öffentlichkeit als souverän und stark bezeichnet wird, hatte und habe meine Baustellen. Diese finden übrigens meistens in der Kindheit und Jugend ihre Wurzeln. Stärke ist für mich jedoch, den Arm auszustrecken und um Hilfe bitten zu können, wenn man sich alleine nicht zu helfen weiß. Der Mensch ist ein Rudeltier. Wir sind keine Einzelgänger. Wir leben in einer Art Räderwerk, in dem jeder am Ende des Tages auf jeden angewiesen ist.
Wo siehst du den Vorteil einer Online-Plattform wie Instahelp im Vergleich zur traditionellen, persönlichen Therapie?
Natalia Avelon Man muss heutzutage sehr lange auf einen Termin beim Therapeuten warten. Je nach Schweregrad des Anliegens ist es sehr hilfreich, die Übergangszeit, die Wartezeit, schon mal mit einem Ansprechpartner zu meistern. Die Online-Plattform ermöglicht Gespräche per Telefon, Video-Call oder Chat, so anonym wie man möchte. Man sucht sich seinen Ansprechpartner aus und wird nicht alleine gelassen mit einem Problem. Das ist ein gutes Gefühl.
Das Thema mentale Gesundheit hat in den letzten Jahren mehr Aufmerksamkeit bekommen. Wie erlebst du diese gesellschaftliche Entwicklung und wo siehst du noch dringenden Handlungsbedarf?
Natalia Avelon Ich verstehe nicht, warum mentale Gesundheit so lange ein Tabuthema war. Wir leben 24 Stunden nicht nur in unserem Körper, sondern auch in unserem Kopf. Und was sich da abspielen kann, wissen wir alle. Wir hatten so lange Angst davor, als „verrückt“ betitelt zu werden und ich frage mich immer wieder: Was ist denn „normal“? Normal ist eine subjektive Definition. Es gibt zwar Richtlinien, an denen wir uns orientieren (können), um friedlich in einer Gesellschaft leben zu können und um ein Chaos, einen Zustand von Anarchie zu vermeiden. Aber der Begriff „normal“ wurde irgendwann auch nur von einem Menschen geprägt oder geschaffen… Positiv finde ich die Entwicklung, dass wir uns nicht mehr schämen müssen, Hilfe in Anspruch zu nehmen und offen über mentale Gesundheit reden können. Ich beobachte immer wieder, dass es noch viel zu tun gibt bei der männlichen Bevölkerung, die eine ganz bestimmte Definition ihrer Maskulinität lebt, die nicht mehr zeitgemäß ist. Männer dürfen weinen, Schwäche zeigen, um Hilfe bitten. Ohne Wenn und Aber. Und natürlich müssen wir schon im frühen Kindesalter für Aufklärung sorgen, wie wichtig mentale Gesundheit, unser Seelenzustand, ist.
Lebensfreude ist für dich das Wichtigste. Was macht dich im Alltag glücklich und woher schöpfst du Kraft und Energie?
Natalia Avelon Ich schöpfe meine Kraft aus der Liebe – Liebe zu meiner Familie, meinen Freunden, meinem Partner. Ich schöpfe Kraft aus der Natur, durch Spaziergänge, Reisen, Literatur, Kunst, Musik, Meditation, schöpfe sie aus der Stille… Manchmal sitze ich da und starre in die Weite, um meine Festplatte, mein Gehirn, zu regenerieren… alles, was gut tut! Das variiert je nach aktuellen Lebensumständen. Glücklich bin ich, wenn meine Liebsten gesund und glücklich sind! Glücklich bin ich, wenn ich meine Träume realisiere und eine warme, wohlige Ruhe in meiner Brust verspüre. Das kann auch mal durch ein Lächeln einer fremden Person auf der Straße ausgelöst werden…
Wie schaffst du es, auch im hektischen Alltag deine mentale Gesundheit und Achtsamkeit zu pflegen?
Natalia Avelon Ich achte auf die Informationen, die mir mein System schickt, und versuche sie zu deuten. Natürlich ist Ernährung das A und O unserer Gesundheit. Wenn uns etwas fehlt, kann es zu Verstimmungen, Depressionen, Krankheiten, zu Unwohlsein führen. Zu wenig Flüssigkeit beeinflusst uns ebenfalls in vielerlei Hinsicht. Im Prinzip ist es ganz simpel: Um gesund und glücklich zu sein, bedarf es keiner überteuerten Kurse, Produkte oder Aufenthalte. Wasser, Vitamine und Seelenfrieden. Das ist die Magie.
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