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Stefan Knoll
Potenziale und Perspektiven

Herr Knoll, die Deutsche Bank führt allein in der Metropolregion Hamburg täglich Hunderte von Beratungsgesprächen. Wo drückt die Menschen der Schuh am meisten?
Stefan Knoll Wir alle spüren die seit Monaten steigenden Lebenshaltungskosten. Das belastet viele Haushalte und wir sehen, dass die laufenden Kontostände im Trend sinken. Andere haben noch Ersparnisse aus der Corona-Krise, auf die sie jetzt zurückgreifen können. Menschen mit höheren Einkommen können zwar die Mehrausgaben im privaten Bereich besser abfedern. Sofern es sich dabei um Selbstständige oder Unternehmer handelt, sehen diese sich aber oft zusätzlichen Herausforderungen durch die angespannte wirtschaftliche Lage gegenüber. Wo immer möglich, geben wir als Hausbank unseren Kundinnen und Kunden in dieser Lage Rat und Hilfestellung.
Die Zentralbanken heben die Leitzinsen an, um die Inflation zu bremsen. Die Zinsen sind zwischenzeitlich bei den Sparern angekommen – aber auch bei allen, die eine Finanzierung planen. Wie sehen Sie die Entwicklung?
Stefan Knoll Wir zahlen unseren Privatkunden seit September wieder positive Zinsen auf ausgewählte Spareinlagen. Das freut die Sparer und Sparerinnen, aber auch uns als Bank. Denn immer wieder gibt es Situationen, in denen Kunden Geld auf einem Festgeldkonto parken möchten, um es dann in vielleicht sechs oder zwölf Monaten für eine Anschaffung zu verwenden. Die andere Seite des Zinsanstieges ist die Tatsache, dass Finanzierungen und insbesondere auch Baufinanzierungen im Markt teurer geworden sind. Den Traum von der eigenen Immobilie zu verwirklichen, das fällt jetzt vielen schwerer als noch vor einem Jahr. Da spielen nicht nur die Zinsen, sondern auch die hohen Preise für Baumaterial eine Rolle. Dagegen boomt verständlicherweise die energetische Sanierung von Gebäuden, was wir natürlich auch gerne finanzieren.
Welchen Rat geben Sie Kunden und Kundinnen, die wegen der Inflation befürchten, dass ihre Altersvorsorge oder das Familienvermögen leidet?
Stefan Knoll Diese Sorge liegt auf der Hand. Tatsächlich befürchten 58 Prozent der Deutschen langfristig einen Wertverlust ihrer Altersvorsorge, wie eine Umfrage der Deutschen Bank jüngst gezeigt hat. In der Beratung weisen wir darauf hin, dass Sparen ein langfristiger Prozess ist. Die schlechteste Maßnahme wäre also, jetzt gar nicht mehr für den Ruhestand vorzusorgen. Wenn die Notenbanken weiter entschieden gegen die Inflation vorgehen, dann sollten die Teuerungsraten in den kommenden Jahren wieder sinken. Der zweite Aspekt: Investitionen in Sachwerte können gerade in Zeiten höherer Inflation eine gute Option sein. Das zeigt der Rückblick auf die große Inflation in den 1970er Jahren. Solche Sachwerte sind zum Beispiel Immobilien, Edelmetalle und Wertpapiere wie Aktien. In der Regel wird es sich um Beimischungen in einem breit gestreuten Anlageportfolio handeln.
Viele Menschen beschäftigen sich nicht gern mit Finanzthemen. Wie erleben Sie das in Ihren Gesprächen?
Stefan Knoll Das ist sehr unterschiedlich. Interessant ist zum Beispiel, dass Geld- und Investmentthemen bei jungen Menschen zunehmend angesagt sind. Auch haben wir viele langjährige Kunden und Kundinnen, die sich mit uns regelmäßig über ihre Fragen und Pläne austauschen. Einen solchen Finanzcheck bieten wir unseren Kunden in allen Lebensphasen an. Der zeitliche Horizont ist meist weit gesteckt: Über die eigene Altersvorsorge hinaus geht es da manchmal auch um die Frage, ein ganzes finanzielles Lebenswerk für nachfolgende Generationen in der Familie zu sichern. Eine solche umfassende Vermögens- und Nachlassplanung zählt zu den Stärken unserer Experten und Expertinnen. Die Deutsche Bank ist auf diesem Gebiet seit mehr als 100 Jahren tätig. Auch aktuell ist diese Expertise in unserer Stadt mit ihrer langen Kaufmanns- und Unternehmertradition sehr nachgefragt.
Ein Vermögen für Generationen zu erhalten, wie geht man dabei vor?
Stefan Knoll In einem ersten Schritt unterstützen wir unsere Kunden dabei, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen: Wie sieht die persönliche Ausgangssituation aus? Zweitens klären wir die individuellen Wünsche und Ziele, die sich mit dem Vermögensübergang verknüpfen. Nach einer umfassenden Analyse kommen wir gemeinsam mit den Kunden im dritten Schritt schließlich zu den verschiedenen Handlungsoptionen. Am Ende steht ein umfassendes Konzept für den Vermögensübergang. Nicht selten gehört dazu auch die Regelung einer Unternehmensnachfolge. All diese Weichenstellungen brauchen natürlich Zeit. Idealerweise werden mögliche Nachfolger bzw. Erben frühzeitig in die Planung einbezogen, um gemeinsam zu handeln und den Nachlass zu regeln.
Welche Themen spielen bei der Nachlassregelung eine Rolle?
Stefan Knoll Da ist zum Beispiel die Liquiditätssituation im Erbfall: Wieviel Liquidität ist nötig, um das Vermögen gerecht aufzuteilen oder um die Erbschaftssteuern zu begleichen? Ist vielleicht eine Schenkung zu Lebzeiten, die steuerlich sinnvoll sein kann, vom Erblasser gewünscht? Soll Kindern Wohneigentum übertragen werden, ohne auf Mitspracherechte zu verzichten? Klare Regelungen im Testament braucht es nicht zuletzt bei komplexen Familienverhältnissen, wie etwa Patchworkfamilien. Eine Option kann auch die Gründung einer Stiftung oder eine Zustiftung sein. Ebenso können wir für die nächste Generation tätig werden, indem wir als Testamentsvollstrecker eingesetzt werden. Alle diese sehr anspruchsvollen Themen setzen ein umfassendes Know-how voraus. Deshalb arbeiten unsere erfahrenen Berater mit einem Netzwerk aus Rechtsanwälten, Notaren und Steuerberatern zusammen.
Gibt es regionale Unterschiede im Anlageverhalten oder auch hinsichtlich einer Risikobereitschaft innerhalb Deutschlands? Agiert der Hamburger anders als der Münchner oder der Kölner?
Stefan Knoll Also ich kann das nur aus der Nordperspektive beurteilen, da die Bundesländer Hamburg, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein zu meinem Verantwortungsbereich gehören. Ich glaube, dass da keine großen Unterschiede sind, denn die Kernfrage ist immer die, auf welche finanziellen Mittel der Kunde oder die Kundin zurückgreifen kann. Dieses Kriterium ist immens wichtig und dort gibt es eben auch die größten Unterschiede. Oftmals haben die vermögenden Menschen auch eine größere Risikobereitschaft als solche, die noch im Vermögensaufbau sind. Dies jetzt regional zuzuordnen wäre wohl ungerecht, da ich da keine großen Unterschiede sehe. Unser Anspruch ist es daher auch, dass wir uns mit jedem Kunden individuell auseinandersetzen und im persönlichen Gespräch klären, welche Erfahrungen mit Risiken bestehen und wie groß die jeweilige Risikobereitschaft ist und dann daraus eine Empfehlung abzuleiten. Gerade beim Thema der Vermögensanlage spielt das Alter auch eine entscheidende Rolle. Es macht eben einen riesigen Unterschied, ob ich einen 60-jährigen Kunden oder einen 20-jährigen Kunden hinsichtlich einer Vermögensanlage berate.
Viele Menschen beschäftigen sich – aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage und der nicht voraussehbaren Entwicklungen im kommenden Jahr – vornehmlich mit dem Hier und Jetzt. Welche Risiken sind damit aus Ihrer Sicht für die Zukunft verbunden?
Stefan Knoll Ich glaube, dass es wichtig ist, dieses „Hier und Jetzt“ noch mal gegenüberzustellen mit einer langfristigen Perspektive. Wir sind natürlich im Moment, mit all den Ereignissen in der Welt, alle sehr stark im Heute unterwegs und das ist auch richtig und auch sehr menschlich, dass man sich so verhält. Wir versuchen aber darauf hinzuwirken, dass man die mittel- und langfristige Perspektive nicht komplett aus dem Fokus verliert. Denn je später ich mit der Vermögensanlage beginne, desto schwieriger wird es am Ende, zu einem guten Ergebnis zu kommen. Wenn jemand mit zwanzig beginnt, monatlich, wenn auch nur kleine Beträge, zurückzulegen, wird er irgendwann auf größere Beträge zugreifen können. Wenn man diese Entscheidung aber permanent vor sich herschiebt, weil man der Meinung ist, dass das Hier und Jetzt einen ganz besonders bewegt, dann ist das nachvollziehbar, aber nicht immer ein besonders guter Ratgeber. Der Rat müsste dahin gehen, dass man fragt, was ist für dich heute wichtig, was ist für dich morgen wichtig und was ist für dich übermorgen wichtig. Aus der Gesamtbetrachtung kann man dann gemeinsam eine Vermögensstrategie entwickeln, die zum Heute passt, aber auch das Morgen und Übermorgen abbildet.
Eine rein faktenbasierte Beratung gehört der Vergangenheit an. Menschen möchten individuell und auf allen Ebenen verstanden und beraten werden. Fakten und Emotionen müssen also verknüpft werden. Fällt dies immer leicht und worauf müssen Sie besonders achten?
Stefan Knoll Die Herausforderung liegt darin, die Emotionen des Gesprächspartners mitzunehmen. Wenn man jetzt auf Kapitalmärkte schaut, dann haben wir eher eine mittel- bis langfristige Perspektive. Wenn der Kunde aber jede tägliche Schwankung mitverfolgt und sich damit schlecht fühlt, sind wir auch in der Pflicht, eine dieser Risikoeinstellung besser entsprechende Vermögensanlage anzubieten. Auch wenn das im ersten Schritt bedeuten kann, dass der Kunde durch den Verkauf seiner bisherigen Anlage, beispielsweise Aktien, einen Verlust generiert. Eine Realisierung von Verlusten fällt den meisten Menschen schwer, aber manhcmal kann nur so das den Kunden emotional belastende potenzielle Risiko minimiert werden. Oftmals muss man auch gemeinsam mit dem Kunden Revue passieren lassen, warum eine alte Entscheidung zum damaligen Zeitpunkt gut und richtig war, aber dennoch heute revidiert werden sollte oder eben auch nicht. Oftmals versperrt einem die Ungeduld die klare Sicht. Auch da spielt der ganzheitliche Beratungsansatz eine große und wichtige Rolle: Verständnis, Fakten und das Aufzeigen von Perspektiven und Potenzial machen heutzutage eine gute und passgenaue Beratung aus.

Kommentare
Kommentar von Marion Trippe |
Sehr verehrter Herr Knoll! Ich hatte die Ehre, für Sie und die Deutsche Bank Hamburg zu arbeiten. Ich habe Sie als Chef stets bewundert und sehr gerne meine Fähigkeiten für Sie eingesetzt. Jede Begegnung mit Ihnen war charismatisch. Sie waren der beste Chef, den man sich vorstellen kann! Wo kommen Kopf und Herz zusammen daher? Bei Ihnen! Danke für Alles! Liebe Grüsse Marion Trippe
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