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Rolf E. Brönnimann
Performer in Hörnum

Bekannt wurde Rolf E. Brönnimann als Projektleiter für diverse Hotelneu- und -umbauten. Seine Beratertätigkeit brachte ihn von Zürich aus nach Hamburg, Köln und München, über Istanbul und Bukarest bis nach Vietnam, und dann sogar in die Mongolei. Das bekannteste seiner Objekte ist das für die Four Seasons-Gruppe gebaute und von Brönnimann eröffnete Hotel „Domaine de Terre Blanche“ in Südfrankreich.

Rolf E. Brönnimann hält sich an Lattenfassade fest und winkt Richtung Kamera
Rolf E. Brönnimann, Hotelier vom Hotel Budersand

Seine Karriere begann in den 1970er-Jahren an der Hotelfachschule Lausanne, später arbeitete Rolf E. Brönnimann unter anderem beim Grand Hotel Victoria-Jungfrau in Interlaken, im Bürgenstock Ressort in Zürich und in Wien. Seit 2012 führt der gebürtige Schweizer das 5-Sterne-Superior-Hotel Budersand an der Südspitze der besonders bei vielen Hamburgern beliebten Insel Sylt. Er wurde zum Hotelier des Jahres ausgezeichnet. Damit löste er einen wahren Medienhype für seine Arbeit auf Sylt aus.

Lieber Rolf, Du hast diverse Auszeichnungen bekommen. Was ist das Geheimnis Deines Erfolges?

Rolf E. Brönnimann Die Auszeichnungen sind mir verliehen worden (Hotelier des Jahres), weil es mir und meinem Team gelungen ist, das Haus Budersand kontinuierlich weiterzuentwickeln und im deutschen Markt in relativ kurzer Zeit an die Spitze der deutschen Hotellerie zu bringen. Ich betone aber, dass dieser Preis nicht mein Verdienst alleine ist, denn ohne mein Team mit ambitionierten Mitarbeitern, sind dieser und auch alle anderen Preise nicht zu erreichen. Das ist eine klare Teamleistung und ich bin nur derjenige, der den Preis in Empfang nehmen durfte.

Daraufhin haben mich die Schweizer zum Auslandshotelier des Jahres gekürt und der Gault & Millau, Schweiz noch zum Star im Ausland. Das sind schöne Preise am Ende einer langen Karriere, das will ich nicht leugnen. Aber auch da gilt, ohne das passende Team wäre das nicht möglich gewesen.

Du hast viele schöne Ecken dieser Welt gesehen, viele Projekte umgesetzt. Was hat Dich als Schweizer motiviert, auf die Insel Sylt zu kommen?

Rolf E. Brönnimann Als die Familie Ebert mich fragte, ob ich Sie unterstützen könnte, mit meiner Erfahrung Budersand real werden zu lassen, war ich am 8. Juni 2006 zum ersten Mal auf der Insel und wohnte im Hotel Vier Jahreszeiten in Westerland in einem heimeligen Mansardenzimmer. Als ich dann über die Düne zum Strand ging, erlebte ich ein Wow der Sonderklasse und dachte mir – das ist der Hammer! Ich setzte mich bei Vollmond in einen Strandkorb und ließ die Insel und die Nordsee auf mich wirken und von da an war es um mich geschehen.

Hast Du ab der ersten Minute an Hörnum geglaubt und hattest Du eine Vision? Gab es Parameter, die Du gesehen hast, weit bevor viele andere sie gesehen haben?

Rolf E. Brönnimann Die Idee, oder die Vision hatte Claudia Ebert, denn sie ist wohl die mutigste Frau, die mir zuweilen untergekommen ist. Zumal sie rund um sich Menschen geschart hat, die alles zum ersten Mal im Leben getan haben. Angefangen mit Architekten, Innenarchitekten, Golf-Platz-Architekten, Ingenieuren – für jeden war es das erste Mal, mit Ausnahme von mir, der schon viele Hotels baulich betreut oder umgebaut hat.

Deine Aufgaben haben sich in Richtung Consulting, Planung und Konzeption entwickelt. Du hast diverse Häuser erfolgreich erschaffen und übergeben. Doch warum hast Du den Weg wieder zurück nach Sylt als Hoteldirektor gewählt?

Rolf E. Brönnimann Eines meiner letzten Projekte die ich realisiert habe, war das Castillo Son Claret auf Mallorca von Klaus Michael Kühne sowie ein Projekt in Vietnam und in der Mongolei. Um ehrlich zu sein, hatte ich das viele Reisen satt. Man verliert zu viel Lebenszeit, was einfach nur ineffizient ist. Als mich Claudia Ebert bat, Ihr Haus zu übernehmen, hat das zu diesem Zeitpunkt in mein Leben bzw. in diesen Lebensabschnitt gepasst und ich bereue diese Entscheidung keine Sekunde.

Bist Du Perfektionist? Der Betrieb läuft schon seit zehn Jahren, das Hotel ist immer noch im tadellosem Zustand und sieht noch aus wie neu.

Rolf E. Brönnimann Ja, ich bin ein Perfektionist, was mir zuweilen nicht immer zugutekommt. Man sieht ständig Dinge, die nicht perfekt ablaufen oder funktionieren und man muss permanent dabei sein, egal ob Zigarettenkippen auf dem Parkplatz liegen, oder die Tische und Stühle, die nicht richtig stehen. Bei unseren relativ hohen Preisen – wir zählen zu den teuersten Hotels in Deutschland – darf der Gast ein tadelloses Haus erwarten und daher setzen wir mit unserem technischen Dienst, der acht Mitarbeiter umfasst, alles daran, dass die Immobilie und auch die dazugehörenden Mitarbeiterunterkünfte stets in tadellosem Zustand sind. Ich, sowie die Eigentümer, betrachten es als Werterhaltung und wollen von dieser Strategie nicht abweichen, sowie wir auch von der Preisgestaltung nicht abweichen wollen. Ich halte es mit der Devise: Was nichts kostet, ist auch nichts wert und Qualität geht immer vor Quantität.

Du bietest sogenannte „Green Rooms“ an, die man gegen einen Aufpreis von 40 Euro buchen kann. Das Zimmer wird mit Biowäsche und biozertifizierten Produkten ausgestattet. Wie wurde es bisher angenommen und siehst Du darin eine zukunftsweisende Vision?

Rolf E. Brönnimann Ja, das ist ein erster Beitrag zu Nachhaltigkeit und diese Zimmer werden sehr gut angenommen, sodass wir uns überlegen, mehr Zimmer mit diesem Label ­auszustatten.

Die Hotellerie verändert sich. Der Tourismusmarkt boomt in Deutschland und hat ein Wachstum von ca. acht Prozent. Doch schafft es Deutschland diesen Markt zu bedienen, wenn man bedenkt, dass rund zehn Millionen Chinesen jährlich kommen, jedoch mehr als 100 Millionen kommen wollen?

Rolf E. Brönnimann Der Tourismusmarkt ist einer der wenigen Märkte, die seit geraumer Zeit gemäß WTO (World Tourism Organisation) Jahr für Jahr weltweites Wachstum generieren. Der Markt wird mit der zunehmender Reisetätigkeit der asiatischen Bevölkerung auch weiterhin steigen, ganz abgesehen davon, dass auch Indien in den nächsten Jahren ein sehr großes Potenzial aufweisen wird. Ich mache mir darum keine großen Sorgen, was Deutschland betrifft. Zumal in der Vergangenheit enorm viel in die touristische Infrastruktur in Deutschland investiert wurde. Lediglich was die Digitalisierung und die damit verbundene Infrastruktur angeht muss sich Deutschland oder generell Europa sehr bemühen, denn die asiatische Bevölkerung ist zuweilen an viel höhere Standards gewöhnt.

„Was die digitale Infrastruktur angeht, sind Asiaten viel höhere Standards gewöhnt.“

Die Insel Sylt steht für abwechslungsreiche und gehobene Gastronomie und für ihre besondere Natur. Du hast Kunst & Literatur ins Haus gebracht, wer oder was hat Dich dazu animiert oder inspiriert und gibt es eine Entstehungsgeschichte zu der umfangreichen Bibliothek und den Literaturtagen?

Rolf E. Brönnimann Mit dem Wunsch von Claudia Ebert, eine Bibliothek im Budersand zu integrieren, kam die Idee, Elke Heidenreich ein inhaltliches Konzept für die Bibliothek erstellen zu lassen. Und somit wurde qualitative Literatur im Budersand zu einer Kernkompetenz. Mit dem LIWO (Langes Wochenende der Literatur) im November konnte ich dann auch meine Kollegen der Privathotels überzeugen, sich uns anzuschließen. Und so führen wir das LIWO in diesem Jahr bereits zum fünften Mal durch, bei dem sich die „Crème de la Crème“ der deutschsprachigen Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz förmlich die Klinke in die Hand geben.

Was die Kunst im Haus angeht, kann ich mit Stolz sagen, dass Budersand mit Sicherheit die größte zeitgenössische Kunstsammlung auf Sylt beherbergt. Unter anderem von H.C. Ottersbach , Frank Worth, G. Gorstner, J. Beuys, R.Root, um nur einige zu nennen. Weil die Eigentümerin und ihre Familie der Kunst sehr zugetan sind, gibt es auch in jedem Zimmer einen Bildband zu den einzelnen Werken mit dem Titel „Bilder der Zeit, Zeit für Bilder – zeitgenössische Kunst im Hotel“.

Neue kleine Hotels wie das 54 Grad Nord, fabelhafte Restaurants wie das Möller’s Anker und ein prämierter Golfplatz. Ist Hörnum noch ein Geheimtipp?

Rolf E. Brönnimann Ja, ich glaube an Hörnum, und dass sich dieses Dorf weiterentwickelt und in der Tat ein Geheimtipp ist. Denn mit der Entwicklung des Hafens wird sich Hörnum noch einmal drastisch verändern. Im Hinblick auf die Zukunft wird es zusätzliches Gewerbe anziehen und sich einen sicheren Platz auf der Insel sichern. Darüber hinaus empfinde ich auch die Einwohnerentwicklung in Hörnum mit jungen Familien und bezahlbaren Wohnungen für Einheimische als exemplarisches Beispiel für andere Dörfer auf Sylt und dies hat die Gemeinde ebenfalls in großem Maße der Familie Ebert zu verdanken.

Der Hörnumer Hafen liegt als „Roh-Diamant“ direkt vor eurer Tür und es gibt eine Interessengemeinschaft zum Hörnumer Hafen. Wie ist der Status quo?

Rolf E. Brönnimann Vor gut eineinhalb Jahren habe ich die Anrainer des Hafens inklusive der Gemeinde wieder an einen Tisch geholt mit dem klaren Ziel, eine Entwicklungsgesellschaft zu gründen und mit privaten Mitteln den Dornröschenschlaf des Projektes zu beenden. Ich habe Arne Weber von der Firma Hagemann Bau in Hamburg gebeten mir dabei zu helfen. Er hat viel Erfahrung im Bau von Hafenanlagen und ist mir ein lieber Freund. Wir haben in der Person von Ole von Beust einen erfahrenen Politiker ins Boot geholt, der uns helfen sollte, unser Anliegen bei den unterschiedlichen Behörden vorzutragen und das Verständnis der Gemeinde als auch der übergeordneten Gremien, wie BIMA oder Wasserschifffahrtsamt zu schärfen. Zum damaligen Zeitpunkt wollte die BIMA den Hafen zum Nulltarif oder zu einem symbolischen Betrag an die Gemeinde Hörnum übertragen. Im letzten Oktober kam dann die Kehrtwende der aktuellen Eigentümer des Hafens und zurzeit wird eine Studie erstellt, die belegen soll, zu welchem Preis der Hafen an die Gemeinde veräußert werden kann, womit wir wieder am Anfang stehen und die Planung um Jahre zurückgeworfen wurde. Dies ist nicht nur für mich sondern auch für alle Beteiligten eine sehr frustrierende Situation. Aber solche Rückschläge gehören bei derartigen Projekten eben auch dazu und dies wird sicher nicht der Letzte sein. Wichtig ist indes, dass sich die Personen, die sich gefunden haben um dieses Projekt nach vorne zu bringen, nicht entmutigen lassen und ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Positiv an der ganzen Sache ist, dass man einen Architekturwettbewerb ausgeschrieben hat, der von der Bevölkerung Hörnums im Grundsatz positiv aufgenommen wurde. Das Büro Gerkan Marg & Partner in Zusammenarbeit mit dem Büro Patrick Dierks haben den Wettbewerb gewonnen und so gibt es eine Visualisierung. Somit sind wir schon einen großen Schritt weiter.

Interessengemeinschaft zum Hörnumer Hafen
Zusammensetzung besteht aus: Sven Paulsen, Arne Weber, Muschelfischer, R.E. Brönnimann, Simon Ebert, Ole von Beust, Sylter Yacht Club (situativ) Gemeindevertretung CDU und Freie.

Die Entwicklung der Insel sehen einige Leute als kritisch, insbesondere durch fehlende nachhaltige Konzepte der einheitlich orientierten, gemeindeübergreifenden Interessengemeinschaften. Was wären Deine Wünsche und die Vision zu diesem Thema?

Rolf E. Brönnimann Es muss meines Erachtens dringend für jede Gemeinde ein eigenes touristisches Leitbild geschaffen werden, damit man sich untereinander in der Ausrichtung nicht kannibalisiert. Mit anderen Worten: Jede Gemeinde sollte ihre Stärken herausarbeiten und definieren wofür sie steht. Die Gemeinde Hörnum sehe ich mit ihrem Hafen besonders geeignet für alle Wassersportarten wie Segeln, Motorbootfahren, Stand-up-Paddling, Kite- oder Windsurfen. Der Hafen sollte auch mehr für Events genutzt werden, vorausgesetzt die Mole wird wieder begehbar. Denkbar sind auch besondere Events wie Beach Polo oder Beach Volleyball. Aber auch das Golfspielen auf Deutschlands Golfplatz Nr. 1 (Golf Digest), der Ausbau der Camping-Infrastruktur, die Entwicklung weiterer Hotels aller Kategorien als auch Ferienwohnungen müssen gefördert werden und sind notwendig für eine positive Entwicklung Hörnums. Überdies sollte auch verkehrspolitisch umgedacht werden: Die Straße bei Edeka in Richtung Lund sollte komplett autofrei werden und auch die Verkehrssituation in Hörnum sollte dringend überdacht werden.

„Jede Gemeinde muss ihr eigenes touristisches Leitbild schaffen.“

Deine aktive Zeit im Budersand neigt sich dieses Jahr dem Ende zu. Mit Deiner koreanisch-stämmigen Frau Ji, die u.a. in diesem Jahr ihren Doktortitel in Kunstgeschichte machen möchte und euren zwei kleinen Töchtern, hast du bestimmt weitere zukunftsorientierte Perspektiven...

Rolf E. Brönnimann In der Tat hatte ich noch einmal das Glück, eine Familie gründen zu dürfen mit meiner wunderbaren aus Südkorea stammenden Frau. Dank dem neuen Projekt an der Heide konnten wir auch ein Eigenheim erwerben, in dem wir uns sehr wohl fühlen. Es ist aber korrekt, dass ich die Direktion von Budersand zum Ende des Jahres 2018 in jüngere Hände übergeben werde, um mich noch einmal neuen Herausforderungen zu stellen. Ich habe diverse Ideen, aber noch nichts Konkretes in Sicht und so werden wir Hörnum zuerst einmal erhalten bleiben. Aber ich denke dass wir eher wieder in Richtung Schweiz ziehen, wo auch meine Firma, die SH Swiss Hospitality Group AG, beheimatet ist.

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