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Elvie Barlach
Neugier auf neue Art

Im Herzen der Stadt, zwischen dem Kunstverein und der Museumsmeile mitten in der Hamburger Innenstadt, liegt die Barlach Halle K im Galeriehaus, welches mehrere kleine Galerien mit unterschiedlichen Schwerpunkten verbindet. Die Halle bietet Künstlern die perfekte Gelegenheit, ihre Kunst auf der Hamburger Kunstmeile auszustellen. Betrieben wird die Barlach Halle K von Elvie Barlach und Ihren zwei (Stief-)Söhnen Johann und Nikolaus Barlach. Elvie hat die Halle K 2015 mit neuem Konzept wiedereröffnet. Dort trafen wir sie zum Gespräch.

Elvie Barlach
Elvie Barlach

Was ist das Besondere an deinen Räumlichkeiten? Und was zeichnet die Barlach Halle K besonders aus?

Elvie Barlach Die Barlach Halle K wurde vor ca. 19 Jahren von meinem verstorbenen Mann errichtet. Er richtete damals bereits große Ausstellungen als Galerist aus. Seine Söhne und ich haben uns 2015 dazu entschieden, die Halle in unserer Regie wieder zu eröffnen. Die Halle befindet sich mitten in Hamburg auf der Kunstmeile am Klosterwall im Galeriehaus unterhalb der Markthalle. Das Besondere an der Barlach Halle ist in jedem Fall die außergewöhnliche Deckenhöhe, die bis zu sechs Meter hoch ist. So hohe Decken findet man eher selten in Ausstellungsräumen. Dadurch ist die Vielfältigkeit der Ausstellungen gegeben.

Unser Konzept ist es, die Balance zwischen den Ausstellungen und den kulturellen Events zu sichern. Wir möchten das 3x30% Konzept fördern. Hierbei handelt es sich um 30% Kunst/Bildung, 30% Kultur und 30% themenbezogene Events. Wir sind für alles offen und möchten neugierig auf jede Art von Kunst bleiben. Auch ein Musikkonzert während einer Ausstellung ist bereits gebucht worden, die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern hatten die Türen während einer Fotoausstellung für ein Klavierkonzert bei uns geöffnet. Die Gäste waren begeistert.

Unsere Halle kann für verschiedene Events angemietet werden. Von Kultur, Musik, über Bildung, Tagung – Workshop bis hin zu Tanz und Gestaltung ist alles möglich. Wir selektieren zwar – lassen den Mieter aber selbst entscheiden, wie seine Veranstaltung wird. Wir tragen für den Inhalt keine Haftung.

Elvie Barlach
Elvie Barlach

Ist das dein Traumberuf? Wolltest du schon immer Galeristin werden?

Elvie Barlach Oh nein, ich bin keine Galeristin – mein Mann war Galerist. Wir möchten unsere Räume anbieten, um Kunst und Skulpturen (in großen Formaten) zu zeigen. Das Leben mit Kunst zu bereichern, das gefällt mir. Mein Herz schlägt für die Kombination von Einrichtung und Kunst. Ich ziehe vor jedem Galeristen den Hut. Mich interessiert der Mensch dahinter. Charaktere zu erkennen, wie sie leben, was sie lieben und dann alles miteinander zu verbinden ohne im Vordergrund zu stehen. Mein Herz schlägt für die Gestaltung von Wohn-Alltag in Kombination mit Kunst. Für mich war schon als kleines Mädchen klar, dass ich im ­Kreativbereich lande.

Wie bist du mit der Kunst in Verbindung gekommen, gab es einen bestimmten Bezug?

Elvie Barlach Ja, die Einrichtungsstile meiner Kunden inspirierten mich und gaben mir den Anstoß, mich näher mit der Kunst zu befassen. 2004 lernte ich Hans Barlach kennen, der mich liebevoll und geduldig an die Hand nahm und mich an die Kunst heranführte. Er ging mit mir in viele Galerien und Museen und wies mich in die verschiedensten Künste ein. Er lehrte mich, kritisch zu sein. Die Vielfalt von Kunst auch mit Abstand zu betrachten – ohne Preis oder Gutachten. Ohne Vorurteil und mit dem Bauchgefühl selbst zu entscheiden, ob das Werk mich auch beim fünften Blick immer noch anspricht.

Was fasziniert dich so sehr an der Kunst, bzw. an den vielen verschiedenen Künstlern?

Elvie Barlach Für mich ist es Kunst, den Menschen dahinter zu erkennen – sowohl den Künstler als auch den Betrachter. Man muss sich überlegen, wer der Betrachter ist – ob ein Gast, Kunde oder gar ein Patient, der auf ein Bild in einer Praxis schaut. Es ist die Vielfältigkeit, die mich fasziniert. Darstellungen und Trends können Generationen in die jeweilige Zeit versetzen. Ich mag Edward Hooper und sogleich fasziniert mich Joseph Beuys. Auch Fotorealismus hält mich fest und lässt mich durch die Linse träumen oder weinen. Sie kann fesseln und zugleich abstoßen. Dazu muss man sagen, dass Kunst ein großer Begriff ist und man sollte für sich entscheiden, wann und wofür man ihn verwendet. Wo fängt eigentlich Kunst an? Ist es heutzutage Kunst, eine gute Einrichterin zu sein oder ist Kunst auch, einen leeren Raum für sich mit nur einem Bild darin wirken zu lassen? Das ist sehr schwer zu differenzieren und liegt im Auge des Betrachters.

Was liebst du an deinem Job am meisten?

Elvie Barlach Die Vielfältigkeit und die verschiedenen Events, die hier statt finden. Und auch die Gestaltung und Umsetzung von Illusionen und das Aufeinandertreffen von Interessen. Wir als Familie haben uns entschieden, unsere Räume der Vermietung zu widmen. Oftmals leisten wir gar keinen Beitrag zur jeweiligen Ausstellung. Uns interessiert die Vielfältigkeit – Workshop oder Skulpturen Ausstellung – jeder Aussteller hat eine andere Vision seines Vorhabens.

Was war die spannendste, interessanteste oder skurrilste Ausstellung, die du je in deinen Ausstellungsräumen aufnehmen durftest?

Elvie Barlach Das war eine Ausstellung des Künstlers Albert Scorpin im Jahr 2016. Scorpin ist ein toller Künstler, der mit Asphalt-Bildern in überdimensionaler Größe arbeitet. Bekannt geworden ist er auf der Art Basel, wo er einen Teil von einer Autobahn mit einer Höhe von sechs Metern aufgeklappt hat. Der ganze Raum war mit dem Geruch von Asphalt durchtränkt. Ich fand es sehr faszinierend, dass er mit einem Material wie Asphalt arbeitet und derart große Werke gießt.

Welche Wünsche oder Ziele hast du für deine Zukunft?

Elvie Barlach Für die Halle habe ich das Ziel, dass sie ihren Bekanntheitsgrad noch erweitern kann und dass sie für etwas Besonderes steht. Und mein großes Ziel im Leben ist es, immer Kind zu bleiben. Ich wünsche mir, niemals die Leichtigkeit zu verlieren. Ich habe das große Glück einer gesunden Tochter, zwei wundervollen Stiefsöhnen und einer humorvollen Großfamilie – wir alle feiern bis heute Weihnachten zusammen. Wir lachen, weinen und leben miteinander.

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