Anne Fleck, Sie sind eine international anerkannte, erfolgreiche Medizinerin mit Fachkenntnissen in Innerer Medizin & Rheumatologie. Außerdem haben Sie sich auf Naturheilkunde, Ernährungs- und Präventionsmedizin spezialisiert. Wann sind Sie zur „Ganzheitlichen Betrachtungsweise“ des Patienten gekommen?
Dr. Anne Fleck Für mich ist Medizin nicht eine reine Betrachtung und Fokussierung auf den Körper allein. Schon immer liegt für mich das Geheimnis der besten ärztlichen Heilkunst in der Betrachtung des gesamten Menschen, der untrennbaren Einheit aus Körper, Seele und Geist. Wer die Seele außen vor lässt, der macht aus meiner Sicht auch keine bestmögliche Medizin. Denn wenn der Mensch als Ganzes betrachtet wird, ist aus meiner Erfahrung oft auch eine deutlich spürbare Linderung von Beschwerden oder gar Heilung möglich.
Gab es einen bestimmten Auslöser, „über den Tellerrand“ zu schauen?
Dr. Anne Fleck Ich war schon immer ein Mensch, der sich für moderne Forschung, Wissenschaft, Naturheilverfahren, Spiritualität und Philosophie interessiert hat. Alles hängt zusammen, wir sind nicht nur das, was wir „essen“, wir sind auch oft das, was wir denken! Insofern ist meine Sprechstunde nicht nur auf das Symptom fokussiert, sondern auch auf die Ursachensuche und die Analyse des Umfelds und der inneren Widersprüche, die auch oft krank machen. Es ist mein Wunsch, immer weiter zu gehen, neue Wege und Auswege zu suchen und zu finden, denn ich sage oft: Den Ausweg zu erkennen ist der erste Schritt zur Heilung.
Auch bin ich dankbar für die tausenden von Patientenbegegnungen in meinem Leben. Diese Menschen haben mich immer wieder neu ermutigt und darin bestärkt, dass meine ganzheitliche Methode funktioniert und dass ich stets mit sensiblem Gespür für die neueste Forschung weiterentwickeln wollte.
Und wie kam es, dass Sie der Ernährungsmedizin einen solchen Stellenwert in der Gesundheit einräumen?
Dr. Anne Fleck Hier gab es in der Tat eine „Stunde Null“, es war eine Sprechstunde an meiner Universität, in der mich eine Patientin mit Autoimmunkrankheit um dringenden Rat aufsuchte. „Was kann ich denn sonst noch tun!“. Schon damals hatte ich Erfahrungen in der ernährungsmedizinischen Therapie von klassischen Krankheiten, wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Reflux, Fettleber oder Magen-Darmerkrankungen. Im Laufe der Jahre begann ich eine Methode zu entwickeln, mit der ich auch immer mehr andere Krankheiten zusätzlich mit der Ernährung therapieren konnte, z. B. Herz-Kreislaufkrankheiten, entzündliche Erkrankungen wie Rheuma und MS, Schilddrüsenerkrankungen, Rosazea, Immunschwäche, sogar Kinderwunsch mit sehr großem Erfolg.
Man darf die Ernährungsmedizin, die sich auf moderne Wissenschaft stützt als Strategie niemals unterschätzen, aber auch nicht überschätzen. Ein Rheumakranker bedarf unbedingt einer Medikation. Der große Erfolg meiner Methode beruht darin: „Jeder Mensch ist anders und isst anders.“ Jeder bedarf einer einzigartigen Ernährung, die auch vor allem Genuss und Freude am Essen und Leben umfasst. Denn nur etwas, das uns Freude macht, wird zu einem liebgewonnenen Ritual.
Gibt es weitere Alternative Medizinformen, Betrachtungsweisen, Philosophien etc., die Sie faszinieren bzw. die ihre Arbeit prägen?
Dr. Anne Fleck Ja, unbedingt. Ich interessierte mich schon immer für Philosophie und die „Essenz“ unseres Seins, für Glauben und Spiritualität. Denn nur, wenn wir auch unsere Gedanken pflegen, genauso wie wir die Zähne putzen, können wir eine ganzheitliche Gesundheit und ein erfülltes Leben erreichen.
Wir wissen heute, dass die Gedanken, davon haben wir z.B. 60-70.000 pro Tag, immensen Einfluss auf unser Wohlergehen haben. Unsere inneren Bewertungen, falschen Denkmuster zirkeln täglich durch unser Denken, das kann fatal sein. Gedanken können sogar unsere Gene beeinflussen, das lehrt uns die Lehre der Epigenetik. Wenn die Seele dadurch gestresst ist, kann auch die moderne Spitzenmedizin und Ernährungsstrategie kaum greifen. Mein großes Vorbild ist Albert Schweizer, er betont zu recht sinngemäß: „Der beste Arzt ist der, der den inneren Arzt des Menschen aktiviert.“. Das versuche ich auch in meiner Sprechstunde zu leben, den Menschen zu befähigen, in die Selbsthilfe und Heilung zu kommen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Sebastian Kneipps Gesundheitslehren, dessen naturheilkundliche Anwendungen und „Ordnungstherapie“ wunderbar ergänzend zu meinen modernen Ansätzen passen. Auch die Arbeit der Universalgelehrten Hildegard von Bingen ist mir eine große Inspiration.
Könnten Sie uns kurz etwas über das Buch „SCHLANK! und gesund nach der Doc Fleck Methode“ bzw. über die eigens entwickelte Fleck-Methode erzählen? Worin unterscheidet sich diese Methode von anderen Ansätzen?
Dr. Anne Fleck Meine ganzheitliche Methode ist eben keine Diät! Insofern ist der Titel des Buches ggf. sogar irreführend, denn in meinem neuen Buch „SCHLANK! und gesund nach der Doc Fleck Methode“ geht es eben nicht um eine neue Diät nach „Hollywood-Diät, Wodka-Wurst-Diät oder Kohlsuppendiät“ - oder das „Schlanksein“ als Ziel im klassischen Sinn. Es geht nicht um eine Diät, die ein paar Kilos weghext, schlanke Silhouetten zaubert oder Kalorienzählen. Es geht um eine neue Definition von schlank und gesund, eine Definition, die die ganzheitliche Gesundheit jedes Einzelnen, des Individuums anstrebt und um das zarte Feingespür, bereits die ersten krankmachenden Veränderungen in punkto Gewicht und Lebensstil wie ein guter Hirtenhund aufzuspüren und dann gezielt, aber entspannt ohne übertriebenen Perfektionismus entgegenzusteuern. Meine Methode umfasst den Menschen als Ganzes, mit Körper und Geist. Sie konzentriert sich eben nicht nur auf die Aspekte moderner Ernährungs- und Präventionsmedizin, sondern auch auf den Fokus der Darmgesundheit und erfolgreiche Verhaltensmodulation. Man vermutet etwa eine gestörte Darmflora als wesentliche Ursache für Übergewicht, Asthma bronchiale, Arthritis, chronisch-degenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson. Da sich meine Methode nicht nur auf moderne Ernährung, speziell die Darmgesundheit fokussiert, sondern gleichzeitig hilft, Lebensstilfaktoren wie Schlaf und Verhalten umzuprogrammieren, ist eine umfassende Gesundheitsverbesserung möglich. Meine Arbeit an tausenden Patienten in den letzten 20 Jahren zeigt mir, dass nur die Ganzheitlichkeit in der Medizin eine dauerhafte, gesunde Veränderung und Heilung schaffen kann und das ist auch für mich erfüllend. Dafür bin ich sehr dankbar, diese positive Erfahrung gemacht zu haben. Die von mir entwickelte Methode ist eine Symbiose von Diagnostik und Therapie der modernen Medizin einerseits, innovativer Präventiv- und Ernährungsmedizin und Naturheilverfahren andererseits. Meine Medizin fühlt sich dem Anspruch verpflichtet, nicht nur modern und wissenschaftlich zu sein, sondern für mich spielen die Zuwendung zum Einzelnen, intensives Zuhören und Zeit für den hilfesuchenden Menschen eine bedeutsame Rolle.
Unser Gesundheitssystem ist komplex, teuer und trotz vieler guter moderner Strategien hat sich die Gesundheit der Menschen nicht wesentlich verbessert. Die zunehmende Spezialisierung verhindert ganzheitliches Handeln. Zuwendungsmedizin und innovative Vorsorge wird noch immer kleingeschrieben, gesundheitspolitisch ist sie gar nicht auf dem Radar. Der Zeitmangel hat eine schlechte medizinische Versorgung erzeugt, daher nimmt das Bewusstsein der Menschen für die Notwendigkeit der Eigenverantwortung für das Gesundbleiben zu. Auch zeigt mir meine Erfahrung: der inflationäre Wildwuchs an auch teilweise sehr fragwürdigen Angeboten zum „Gesundbleiben“ verunsichert Menschen. Menschen haben einfach eine Sehnsucht nach Vitalität, körperlicher und psychischer Balance, nach Genuss und Zuwendung durch den Arzt. Und nach moderner, wissenschaftlich belegter Gesundheitsberatung, sie sich an den individuellen Bedürfnissen orientiert. Diese Lücke will ich mit meiner Methode helfen zu schließen.
Als schlanke attraktive Frau im allerbesten Alter, haben Sie einen Geheimtipp für diese schlanke Figur? Und gibt es eine Zauberformel für die Wintermonate, um den wärmenden Speck erst gar nicht anzufuttern?
Dr. Anne Fleck Ein wichtiger Tipp: Regelmäßig essen und keine „Diät-Karriere“ starten! Schluss mit absurdem Kalorienzählen und sklavischen Verhaltensmustern. Die Kalorienbilanz wackelt, d.h. wir wissen heute: Die Makronährstoffe Fett, Eiweiß und Kohlenhydrate werden jeweils komplett anders im Körper verstoffwechselt. Daher ist Kalorienzählen nicht der Weg zum Schlank werden. Wenn es ketzerisch gesagt so einfach funktionieren würde, warum gibt es dann weltweit Probleme mit Übergewicht!? Diese Theorie hat versagt und hier braucht es endlich ein Umdenken. Ich kenne viele Menschen, die sich über die Jahrzehnte dick gehungert haben, die den Körper durch übertriebene, absurde Diäten stressen und ihren Stoffwechsel ruinieren. Stattdessen mein Rat: Regelmäßig essen, mit Genuss, Freude, gutem Kauen und langen Pausen zwischen dem Abendessen und dem Frühstück. Keine Angst vor Fett, denn Fett macht nicht nur schlank, sondern auch schlau. Wir wissen, dass Fett der zentrale Baustein des Gehirns ist. Einzig und allein, wie ich es auch im Buch „SCHLANK!“ schreibe, die Kohlenhydrate sind unter Umständen problematisch, wenn man zu viele verzehrt und sich dem Verzehr entsprechend zu wenig bewegt. Kohlenhydrate, also Brot, Nudeln, Reis, Kartoffeln, Süßigkeiten gilt es „flexibel“ zu verzehren, nach Ausmaß der Bewegung.
Wer sich den „SCHLANK!“ Teller mit gesunden, ballaststoffreichen, wasserhaltigen Lebensmitteln wie Gemüse zur Hälfte vollpackt, der hat eine gute Sättigungsgrundlage und stärkt die schlankmachenden Darmbakteriengruppen. Hier kann man immer zulangen, gerne verfeinert mit einer guten Portion sättigendem Fett, wie Olivenöl, und einer handtellergroßen Eiweißportion als Sattmacher. Die kleinen Süßigkeiten, die uns verlocken, sollte man am besten direkt nach der Hauptmahlzeit als Nachtisch verzehren, so wird ein erneuter starker Zuckerausstoß verhindert. Denn das ist das eigentliche Problem: Das wiederholte häufige Snacken und Essen zwischendurch. Es gilt noch immer der alte, weise Spruch des großen Paracelus: „Es ist Gift in allem, allein die Dosis macht das Gift“. Wenn Heißhunger lockt, empfehle ich auch den Einsatz von Bitterstoffen, z.B. ein alkoholfreies Spray und den Gedankenstopp: „Stopp! - Habe ich wirklich Hunger?“ Oft isst man nicht aus echtem Hunger, sondern um versteckte Gefühle „abzubinden“, wie Leere, Langeweile, Frust, etc. Auch das gilt es beim Essverhalten zu hinterfragen. Wenn man diese Puzzelsteine berücksichtigt, lässt sich langfristig ein gesundes SCHLANK! Ziel erreichen - und das große Einschränkungen und ohne rigide Dogmen. Denn, meiner Meinung nach, braucht der, der weise ist, kein Dogma.
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