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Kirsten Herrmann
Hotelkapitänin mit Herz

Mit 14 Jahren wusste sie, was sie werden wollte: Hoteldirektorin. Beharrlich verfolgte Kirsten Herrmann ihr Ziel. Im Gespräch zeigt sich die Geschäftsführerin des Hotel Hafen Flensburg als Chefin mit Herz - viel Herz.

Kirsten Herrmann
Kirsten Herrmann

Kirsten Herrmann, Sie leben und arbeiten in Flensburg. Wann haben Sie Ihr letztes Flens getrunken und wie hat’s Ihnen geschmeckt?

Kirsten Herrmann (Lacht) Ich habe noch nie ein Flens getrunken.

Wie?

Kirsten Herrmann Ich mag überhaupt kein Bier. Wir arbeiten zwar sehr eng mit der Flensburger Brauerei zusammen. Doch ich bleibe lieber bei allem anderen als bei Bier.

Die Werbung der Brauerei ist legendär. Sie zeigt den Flensburger als Menschen, den gar nichts aus der Ruhe bringt. Sind Sie so ein Mensch?

Kirsten Herrmann Nein, der bin ich nicht. Ich versuche zwar, ruhig und tiefenentspannt zu sein, doch da ist zum Glück zu viel Feuer und Temperament in mir.

Kirsten Herrmann
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Feuer und Flamme sind Sie auch für Ihren Job. Als Kapitänin des Boutiquehotels Hafen Flensburg tragen Sie Verantwortung für 70 Mitarbeitende. Beschreiben Sie uns doch mal Ihren Führungsstil.

Kirsten Herrmann Ich mag es, Menschen an mich ranzulassen, liebevoll mit ihnen umzugehen. Das ist, so glaube ich, mein Erfolgsrezept. Wir sind eine Crew - wie auf einem Schiff, ziehen alle zusammen das Segel hoch und das gilt es zu wertschätzen.  Diese Wertschätzung setze ich im Alltag oder mit besonderen Aktionen um, etwa mit Crew-Ausflügen. Wir haben vor Corona einen Dreimaster gechartert und unser Team aufs Segelboot geholt. Ich wollte, dass wir alle einen tollen gemeinsamen Tag haben. Meine Azubis überrasche ich immer mal wieder, indem ich sie zum Fischbrötchen essen schicke. Für mich sind’s die Kleinigkeiten, die Großes bewirken. Jeder hier hat sich entschieden, mit mir Seite an Seite „zu kämpfen“.  Jeder macht einen unfassbar guten Job, dieses Haus so gut wie möglich zu positionieren. Einen wundervollen Ort für unsere Gäste zu schaffen, damit sie sich bei uns Zuhause zu fühlen. Das spüren die Gäste.

Schaut man sich bei Ihnen um, entdeckt man ein gemütliches, oder wie der Däne sagt, „hyggeliges“  Zuhause. Sie waren an der Gestaltung des 2016 eröffneten Hotels, das sich in verschiedenen historischen Gebäuden wie dem denkmalgeschützten Haus aus dem 15. Jahrhundert und modernen Bauten befindet, maßgeblich beteiligt. War das so, als würden Sie Ihr eigenes Haus einrichten?

Kirsten Herrmann Eindeutig ja! Es gab natürlich einen roten Faden und der Stil stand fest. Aber ich durfte mich, gerade was die Details angeht, etwas austoben. So bekam ich die Chance, ins Lager des Schifffahrtsmuseums zu gehen, erhielt vom historischen Salondampfer Alexandra ein paar Gaben und durfte im Flensburger Archiv auf die Suche gehen. Diese Highlights findet man im Haus, wenn man uns besuchen kommt. Was zu uns und der Geschichte passt, wurde mit integriert.

Das Gesamt-Interieur haben wir aus besonderen Möbeln, oft Einzelstücken, gestaltet. Dazu haben wir mit einer tollen Innenarchitektin gearbeitet, die sich dafür weltweit umgeschaut hat. Wir haben fast 70 Zimmer mit einer Durchschnittsgröße von 35 bis 40 Quadratmetern. Das ist weitaus größer und großzügiger als ein üblicher Hotelstandard. Jedes Zimmer ist anders gestaltet, hat seinen ureigenen Charme. Wir haben viel mit gemütlichem Licht gearbeitet, denn Licht ist so ein unglaublich wichtiges Detail, um sich wohl und „hyggelig“ zu fühlen. Dazu haben wir viel Maritimes aufgenommen, um das Haus dem Flensburger Hafen anzupassen.

Was zeichnet Ihren Service aus?

Kirsten Herrmann Das kann ich ganz einfach in Schlagwörtern auf den Punkt bringen: Herzlichkeit, Professionalität, Lockerheit, Aufmerksamkeit und Spaß. Man möchte Teil dieser Crew sein, weil man unseren Spirit fühlt und miterleben will. Wir arbeiten hart und haben Spaß dabei. Der Job muss in der Brust eines Gastronomen und Hoteliers schlagen, um ihn mit Freude zu machen. So ist meine Crew! Jeder einzelne hat seine besondere Stärke und stärkt damit das ganze Hotel. Die Gäste fühlen unsere Liebe zum Haus und unsere Begeisterung als Gastgeber. Das macht den Erfolg aus.

Wie reagieren Ihre Gäste darauf?

Kirsten Herrmann Ich glaube, sie spüren, dass wir ihnen etwas mitgeben und so ihre Zeit bei uns zu einer ganz besonderen für sich machen. Runterkommen, sich wohlfühlen, Spaß haben und auch mal mit uns lachen. Wir möchten unseren Gästen schöne Stunden schenken, die sie auch noch danach im Herzen tragen.

Wie nehmen Sie nun nach den Corona-Lockerungen wieder Fahrt auf?

Kirsten Herrmann Mit Windstärke 6 und gerefften Segeln. Zu Deutsch: Es war das bisher größte Buchungsaufkommen, das wir so komprimiert erlebt haben. Mittlerweile hat es sich auf hohem Niveau normalisiert und wir sind sehr dankbar und zufrieden. Wir freuen uns auf den Sommer und ganz viele tolle Gäste.

Kommen wir noch mal zu Ihnen persönlich. Ihr Berufsziel „Hoteldirektorin“ stand schon früh fest.

Kirsten Herrmann Ja, das wusste ich bereits während meiner Jugend in der ehemaligen DDR. Mit 16 lernte ich Hotelfachfrau, kam sehr früh nach Flensburg und holte nach der Ausbildung mein Abitur nach. Arbeitete später in England, studierte in Hamburg Hotelmanagement und wanderte nach Irland aus. Während meiner ersten Schwangerschaft zog ich dann zurück in meine Wahlheimat Flensburg.

Bevor Sie hier im Hotel Hafen Flensburg das Ruder übernommen haben, führten Sie erfolgreich Marketing und Vertrieb im Strandhotel Glücksburg.

Kirsten Herrmann Das war ein toller Job, aber die Position als Direktorin war mein Jugendtraum und ich habe keine Sekunde gezögert. Als ich las, dass dieses Hotel an der Flensburger Förde eröffnet wird, rief ich sofort bei den Verantwortlichen an und sagte: „Wisst ihr was? Ich bin die Frau, die ihr sucht - auch wenn ihr sie noch nicht sucht!“ Es folgte ein dreistündiges Vorstellungsgespräch und danach eröffnete man mir: „Jawohl, Sie sind es!“

Chapeau - sehr couragiert! Was war wohl ausschlaggebend dafür?

Kirsten Herrmann Ich denke, meine Art, mein Mut, meine Herzlichkeit, meine Offenheit, mein Engagement - und meine Liebe zur Hotellerie, die immer zu spüren ist, wenn man mit mir spricht.

In welchem Hotel würden Sie persönlich gerne mal übernachten?

Kirsten Herrmann Vielleicht in dem kleinsten, persönlich geführten, das man in Schweden findet. Gern an einem Fjord gelegen. Es sind immer die kleinen Dinge, die mein Herz berühren.

Dort könnten Sie auch abschalten?

Kirsten Herrmann Ja, das habe ich gelernt. Ich bin ja heute ganz kurz über 40. Mit 30 konnte ich das noch nicht. Es hat seine Zeit gebraucht, sich dahin zu entwickeln. Man muss loslassen und abschalten, um neue Energie zu tanken.  Und auch den anderen die Chance geben, das Ruder kurz mal zu übernehmen. Das macht einen guten Kapitän aus.

Was meinen Sie sind Ihre größten Stärken?

Kirsten Herrmann Ich bin mutig, wirklich fleißig, ehrlich und habe ein großes Herz. Singe für jeden Mitarbeiter, der Geburtstag hat. Mir kommen auch schon mal die Tränen, wenn jemand geht. Ich bin sehr emotional. Mir sind die Menschen und meine Wertschätzung für sie eben  total wichtig.

Wofür sind Sie dankbar?

Kirsten Herrmann Dass ich dieses Leben überhaupt leben darf. Mit den Möglichkeiten, die es mir geschenkt hat. Ich bin dankbar dafür, dass mein Weg genauso war, wie er war. Nur weil er so hart war, bin ich heute das, was ich bin. Dankbar bin ich für meine beiden Töchter, die das Wichtigste in meinem Leben sind. Ich bin gesund und liebe mich so wie ich bin ich.

Sind Sie ein glücklicher Mensch?

Kirsten Herrmann Ja! Ich liebe das Leben, das mir geschenkt wurde. Und will jeden Tag genießen, solange ich das kann. Im Hier und Jetzt glücklich zu sein -  nur darauf kommt es an. Ich werde alles dafür tun, glücklich zu bleiben.

Was möchten Sie uns abschließend noch sagen?

Kirsten Herrmann Dass ich jedem wünsche, glücklich zu sein. Nach vorn zu schauen, nichts zu bereuen. Alles geschieht in dem Moment, in dem es geschehen soll. Und dann ist es richtig, so wie es ist.

Hotel Hafen Flensburg - Impressionen

Hotel Hafen Flensburg
www.hotel-hafen-flensburg.de

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Kommentare

Kommentar von Thomas Rittmeyer |

Glückwünsche zu dieser ehrlichen und sympathischen Geschäftsführerin. Kopf hoch für den Neuaufbau ihres Hotels nach dem verheerenden Unwetter!! Herzliche Grüße Thomas Rittmeyer

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