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Geboren wurde er am 11. August 1967 in Kuba, in Cabaiguán, Provinz Sancti Spíritus. Er war stets ein guter Schüler und hat im Alter von 17 Jahren aufgrund seiner guten Noten ein auf Kuba sehr begehrtes Stipendium bekommen, sodass er seine Heimat Kuba verlassen konnte. Dass Homosexualität auf Kuba damals unter Strafe stand, war auch ein Grund für ihn, ins Ausland zu ziehen. Er begann an der Comenius-Universität Bratislava in der Tschechoslowakei (heute Slowakei) Nuklearökologie zu studieren. Während seines Studiums konnte er sich endlich frei entfalten, wurde als Model entdeckt und fing an, als Stylist, Imageberater und Choreograf für Modenschauen zu arbeiten. 1991 hat er sein Studium mit der Note 1 abgeschlossen. Heute wohnt er in seiner Wahlheimat Hamburg.
Was hat dich damals nach Hamburg gebracht – die Liebe?
Jorge González Nach dem Studium lebte ich zunächst in Prag, aber ich wollte dann den Kontrast zu den „imperialistischen“ Länder kennenlernen. Ich war in Österreich, Italien, Spanien und final dann auch Deutschland. Obwohl meine tschechischen Freunde meinten, dass Deutsche keinen Humor hätten und kühl seien, war es dann tatsächlich Liebe. Ich habe mich in meine Wahlheimat Hamburg verliebt – das war 1994. Was mir an Deutschland direkt gefallen hat, waren die Menschen. An Hamburg selbst mag ich die Vielseitigkeit der Stadt mit ihrer Architektur, den Kanälen und dem vielen Grün. Damals dachte ich einfach, hier bleib ich.
„Germany´s Next Topmodel“ und „Let´s Dance” haben dich berühmt gemacht. Du hältst dein Privatleben trotzdem streng privat – warum ist das dir so wichtig?
Jorge González Bei meinem Tun zeige ich mein Inneres nach außen und gebe dadurch automatisch viel von meiner Person preis. Ich bin, wie ich bin. Aber manchmal tut es auch gut, einfach mal privat Jorge zu sein, der Kumpel oder Nachbar, ohne die öffentliche Person.
Du hast so viele Talente – mit welchem identifizierst du dich am meisten? Model, Stylist, Imageberater, Kostümdesigner, Catwalk Trainer, Choreograf, Entertainer, Akademiker oder hast du sogar einen eigenen Begriff?
Jorge González Ich bin wirklich glücklich und dankbar für das Privileg, dass ich meine Leidenschaften und Talente ausleben darf. Ich möchte mich da gar nicht festlegen, weil das alles zu mir gehört und da ich mich nicht gerne in eine Schublade stecke, einigen wir uns doch einfach auf Jorge.
Zu dir gehören auch die gefährlichen und schwierigen Phasen, die du in deinem Leben hattest, darüber erzählst du ausführlicher in deinem Buch „Hola Chicas! Auf dem Laufsteg meines Lebens“. Was das große Publikum aber von dir kennt, ist die positive Energie und die Lebensfreude, die du ausstrahlst. Was ist dein Geheimnis, wie schaffst du es, immer so positiv zu sein?
Jorge González Ich schaue jeden Morgen in den Spiegel und stelle mich darauf ein, dass es ein positiver Tag sein wird und sage zu mir selbst: „Du bist gut so, wie du bist!“, das hat schon meine Großmutter zu mir gesagt und heute sind genau diese Worte mein Mantra, das mich durch den Alltag begleitet. Meine Erfahrungen und Erlebnisse haben mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Wenn wir uns selbst lieben, sind wir positiv und können so auch Liebe weitergeben. Genau das möchte ich auch den Leuten vermitteln. Das Leben ist doch schön und man sollte etwas wirklich Gutes daraus machen. Wir sollten jeden Tag in vollen Zügen genießen.
Wo wir gerade beim Thema Genuss sind: Wie wichtig ist Ernährung und wie wichtig ist Sport für dich? Wie hältst du dich fit?
Jorge González Sehr sogar, ich glaube, das liegt mir auch in den Genen. Kubaner sind grundsätzlich immer in Bewegung, sie tanzen viel. Das hält uns jung. Deshalb sind mir regelmäßige Bewegung und Training wichtig. Dabei achte ich immer auf eine ausgewogene Ernährung, für die notwendige Energie in meinem Alltag. Das heißt natürlich nicht, dass ich bei einem Sommerspaziergang nicht auch schwach werde, wenn ich an einer Eisdiele vorbeikomme.
Du kommst aus dem temperamentvollen Kuba und hast schon viele Länder und Städte erlebt. Hamburg gilt eher als unterkühlt – was hält dich in Hamburg? Was liebst du an Hamburg?
Jorge González Ich sage immer, Kuba ist meine Heimat und Hamburg ist mein Zuhause. Ich bin immer noch verliebt in diese Stadt und ich liebe einfach alles an Hamburg. Die klare Luft, das kulturelle Angebot, die vielen Orte zum Spazieren z.B. an der Elbe und Alster. Wenn ich viel unterwegs bin und ich dann zurück nach Hamburg komme, kann ich hier einfach zur Ruhe kommen. Ich fühl mich hier daheim. Und, die norddeutsche Mentalität passt einfach sehr gut zu mir, weil ich der Gegenpol dazu bin (lacht).
Das stimmt, du bist ein sehr offener und freudiger Mensch. Welche Person würdest du gerne kennenlernen oder hättest gerne gekannt?
Jorge González Da gibt es einige, das ist gar nicht so einfach. Kafka wäre jemand, den ich gerne gekannt hätte, weil er meinen Werdegang zum Teil geprägt hat. Damals in meiner Kindheit hat mir meine Tante Juana immer Kafka vorgelesen, manchmal so viel, dass ich zwischendurch dachte, dass er mein Onkel sei. Er trug auch dazu bei, warum ich unbedingt die damalige Tschechoslowakei kennenlernen wollte. Als Kind konnte ich ja nicht ahnen, dass ich Jahre später dort mein Studium absolviere. Ich bin heute sehr dankbar dafür, wie weit der Wind mich getragen hat.
Du bist Botschafter für die LGBTQIA+-Bewegung. Die letzten paar Jahre haben die Schwulen-, Trans- und Intergeschlechtlichen-Rechte und Akzeptanz sichtlich nach vorne gebracht. Merkst du in deinem Leben konkret einen Unterschied? Wo gibt es noch dringend Handlungsbedarf? Wie sieht die Situation in Kuba heutzutage aus?
Jorge González Bin ich das? Ich fühl mich geehrt. Ich versuche zumindest den Leuten mit meiner Arbeit zu vermitteln, dass wir alle liebenswerte Menschen sind, egal, wen man liebt, aus welchem Land man kommt oder welcher Religion man angehört. Jeder ist gut so, wie er ist. Hier in Deutschland merke ich auf jeden Fall einen Wandel. Mit jeder Generation wird es immer normaler „anders“ zu sein, aber trotzdem ist es eben noch „anders“. Es wird ein großer Fokus auf das Thema Diversity gelegt und es wird viel getan, um für Akzeptanz zu kämpfen. Das ist wirklich toll! Ich wünsche mir aber, dass wir irgendwann dahin kommen, dass wir gar keine Kampagnen mehr brauchen. Wenn wir alle wir selbst sein können, wäre die Welt bunter, schöner und um einiges friedlicher. Es liegt nach wie vor noch ein weiter Weg vor uns, auch wenn schon viel erreicht ist. Ich bin viel im Ausland unterwegs und kann sagen, dass ich von Land zu Land große Unterschiede merke. Letztes Jahr war ich beispielsweise auch als Juror bei der slowakischen Variante von Let’s Dance. Die Slowaken sind noch sehr konservativ und dann kommt Jorge auf High Heels mit auffälligen Frisuren und Make-Up im Gesicht. Das war eine Überraschung und für einige Zuschauer ein Schock, andere waren positiv überrascht. Auch darüber, dass ich öffentlich über meine Sexualität spreche. Hier habe ich für meinen Beitrag zur Normalisierung der LGBTQIA+-Community vor allem viel Dankbarkeit und Zuspruch von der jungen Generation erhalten. Darauf bin ich stolz. Denn für Menschen in der Öffentlichkeit ist das in der Slowakei nicht selbstverständlich. Aktuell wird von der Politik wieder enorm gegen dieses Thema gearbeitet und das macht mich betroffen. Auch auf Kuba gibt es nach wie vor viele Konservative, deren Wertevorstellung eine andere ist. Dennoch gibt es auch dort eine diverse Szene, die sich gegenseitig unterstützt und von vielen Kubanern gefördert wird. Egal wo ich unterwegs bin, sehe ich, dass die junge Generation viel mehr Offenheit und Weitsicht mitbringt, was ein gutes Zeichen für die Zukunft ist.
Wir sind gespannt, wo die Reise hingeht!
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