Mein Hamburg
Michael Otremba
Hamburg ist die beliebteste Stadt Deutschlands
Jedes Gespräch hat aktuell unweigerlich die Pandemie zum Inhalt. Wie sind Sie bisher persönlich durch diese schwierige Zeit gekommen?
Michael Otremba Aus vielen Gesprächen nehme ich mit, dass es mir wie vielen anderen geht: Persönlich geht es mir gut, mein privates Umfeld ist glücklicherweise gesund. Beruflich sieht es anders aus: Die Lage setzt auch mir zu, denn für viele Betriebe und Selbstständige ist die Situation existenzbedrohend. Da stehen ganze Lebensmodelle und Träume auf dem Spiel. Umso beeindruckter bin ich immer wieder, mit welcher Klarheit und fast schon trotzigen Zuversicht die Betriebe sich gegen die Krise stemmen. Diese Haltung ist für mich typisch hamburgisch. Herausforderungen werden angepackt.
Wie blicken Sie auf die harten Restriktionen für die Tourismusbranche?
Michael Otremba Wir sind es gewohnt, beruflich und privat aktiv zu sein, unser Leben mit all den Möglichkeiten und Freiheiten zu gestalten. Auch Reisen ist ein Ausdruck von Freiheit und Selbstbestimmung. Ich glaube aber, es geht aktuell vielmehr darum, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen – beruflich und privat. Denn wenn wir uns weiter füreinander verantwortlich fühlen und aufeinander achtgeben, werden wir diese schwierige Phase gemeinsam meistern. Dazu gehört auch, dass wir als Branche unseren Beitrag leisten müssen. Nur so können wir diese heftigen Wellenbewegungen durchbrechen und die Zukunft planbar machen. Ich bin der Auffassung, dass die wirtschaftlichen Nothilfen von Bund und Land ein starkes Instrument sind. Wenn wir jetzt weiter konsequent handeln werden wir es schaffen, die kontrastreiche Vielfalt der Betriebe und Kulturschaffenden zu erhalten. Ich sehe das auch für mein Team und mich als größte Herausforderung, dafür einen Beitrag zu leisten.
Wie wichtig ist der Tourismus für Hamburg?
Bisher war die Hamburger Tourismusbranche erfolgsverwöhnt – Jahr für Jahr kamen mehr Gäste in die Stadt. Seit 2001 ist die Anzahl der Übernachtungsgäste Jahr für Jahr angestiegen. 2019 zählte Hamburg mehr als 15 Mio. Übernachtungen, hinzu kommen Jahr rund 100 Mio. Tageskäste. Nach Angaben des Deutschen Instituts für Wirtschaft arbeiten in Hamburg rund 90.000 Menschen im Tourismus. Mindestens genauso wichtig wie die wirtschaftlichen Fakten: die Bedeutung der Branche für die Lebensqualität der Hamburger. Denn ohne die Vielzahl der Gäste könnte die kulturelle Vielfalt nicht erhalten bleiben, würde der Einzelhandel noch schwierigere Zeiten erleben und das gastronomische Angebot deutlich reduziert. Und: Was wäre Hamburg, das Tor zur Welt, ohne die Einflüsse von Gästen aus der ganzen Welt?
Ist erkennbar, dass sich das Reisen grundsätzlich verändern wird?
Michael Otremba Wir kommen aus einer Zeit, in der es vielen von uns wichtig war, eine große Weltreichweite vorweisen zu können. Eine Dienstreise nach Toronto, Tauchurlaub in Thailand, ein kurzer Städtetrip nach London, Freunde in Südafrika besuchen. Es wird dauern, bis das wieder möglich ist und das weltweite Reisevolumen wieder auf dem Stand von 2019 sein wird. Vor 2024 ist damit nicht zu rechnen. Und das auch, weil sich grundlegende Veränderungen festsetzen werden: Insbesondere der internationale Flugverkehr und die damit verbundenen internationalen Reiseströme werden noch lange die Auswirkungen dieser Vollbremsung spüren. Das Geschäftsreiseverhalten wird sich durch die digitalen Möglichkeiten verändern, auch Messen oder Kongresse werden sich neu erfinden müssen. Gerade deshalb ist das neue Congress Centrum für Hamburg eine große Chance: Denn in einem zunehmenden Wettbewerb werden die besten Produkte für Begeisterung sorgen. Deshalb bin ich für Hamburg sehr zuversichtlich. Unsere Stadt ist gerade erst wieder als beliebteste Stadt der Deutschen ausgezeichnet worden. Mit dieser Begeisterung lässt sich viel entwickeln.
Bisher haben sie sehr stark aus der Perspektive des Hamburg-Vermarkters geantwortet. Sie sind ja auch Unternehmenslenker – wohin führt die Reise der Hamburg Tourismus GmbH?
Michael Otremba Wir haben weiterhin eine sensationell spannende Aufgabe: ein so kontrastreiches „Produkt“ wie Hamburg zu vermarkten und damit die Lebensqualität der Hamburger zu verbessern ist ein Privileg. Gemeinsam mit meinem Team habe ich mehr denn je das Gefühl, dass es wichtig ist, Orientierung zu bieten und Wege aufzuzeigen, wie wir die Nachfrage nach Hamburg wieder steigern können. Unsere neue Dachkampagne „Weil wir Hamburg sind“ ist dafür ein gutes Beispiel.
Der Claim klingt sehr selbstbewusst. Was genau steckt hinter der Aussage?
Michael Otremba Mehr denn je ist jetzt Haltung gefragt. Das WIR sollte im Vordergrund stehen, nicht das Einzelinteresse. Wir haben daher einen Ansatz entwickelt, mit dem wir alle unterschiedliche Perspektiven – vom Barkassenunternehmer über den Einzelhandel, die Kulturschaffenden bis zur Hotellerie und Gastronomie – hinter einer Idee vereinen können. Mit „Weil wir Hamburg sind“ drücken wir Solidarität und Selbstbewusstsein aus. Die Haltung bringt auch zum Ausdruck, wie wir in Hamburg ticken: Wir nehmen Herausforderungen an und fühlen die Verantwortung, dafür Lösungen zu finden. Ich kenne keine andere Stadt, in der das bürgerliche Engagement so sichtbar und spürbar ist. Nehmen wir nur die vielen Initiativen zur Unterstützung von Kultur oder Gastronomie. Für mich hat die Krise gezeigt: Die Hamburger hab den Charaktertest bestanden und Verantwortung übernommen.
Macht es in der aktuellen Lage überhaupt Sinn für Hamburg zu werben? Viele Freizeitbetriebe haben geschlossen. Von einem wirklichen Erlebnis kann aktuell in Hamburg ja keine Rede sein.
Michael Otremba Grundsätzlich stehen wir aktuell vor der Herausforderung, dass wir unsere Maßnahmen permanent dem Infektionsgeschehen anpassen müssen. Eine langfristige Marketingplanung ist theoretisch möglich, praktisch ändert sich die Umsetzung durch sich verändernde Rahmenbedingungen nahezu täglich. Auch die Zielgruppen müssen wir im Blick haben und uns immer fragen: Wer kann aktuell das vorhandene Angebot überhaupt nutzen? Wir halten den Kontakt zu unserem Netzwerk und arbeiten an der Umsetzung von Maßnahmen, um vorberietet zu sein, sobald Freizeitgestaltung und Reisen wieder möglich ist.
Welche Rolle spielen da die Hamburger? Nutzen die Hamburger die Angebote in ihrer Stadt?
Michael Otremba Wir sehen da noch große Potenziale. Ich habe in diesem Sommer meine freie Zeit erstmals ausschließlich nur in Hamburg verbracht, die Möglichkeiten sind schier grenzenlos. Ich würde mir wünschen, dass die Hamburger die bestehenden Angebote vor der eigenen Haustür noch stärker für sich nutzen. Wir bieten da gerne Orientierung. Unsere Website bietet eine Fülle an Inspirationen für die Freizeitgestaltung, wir haben beispielsweise die umfangreichste Veranstaltungsdatenbank für Hamburg und die Metropoleregion. Oder nehmen wir unsere App: Sie ist der perfekte Wegbegleiter für Hamburger, um sich in der Stadt zu bewegen und mit nur einem Klick spannende Tipps auf dem Smartphone zu haben.
Was wünschen Sie sich für 2021?
Michael Otremba Gesundheit. Und dann, dass bald wieder persönliche Begegnungen möglich sind, denn die fehlen mir persönlich sehr. Aus privaten und beruflichen Gründen natürlich auch, dass Reisen möglichst bald wieder möglich ist. Ich trage eine große Neugierde in mir, neue Menschen und Kulturen kennenzulernen.
Hamburg Tourismus GmbH · Inspirationen von Hamburgern für Hamburger
Die Mission ist klar formuliert: Die Hamburg Tourismus GmbH verfolgt das Ziel, den Tourismus zu fördern. Für Michael Otremba ist das zu kurz gesprungen: „Wir fördern die Tourismusentwicklung, um die Lebensqualität der Hamburger zu steigern.“ Dass die HHT auch für Hamburger viel zu bieten hat ist bisher nur den Wenigsten bekannt. Im Magazin werden wir ab der nächsten Ausgabe Tipps und Inspirationen vorstellen, um die eigene Stadt noch ein bisschen besser kennen und lieben zu lernen. Auf der Website www.hamburg-tourismus.de bietet die HHT umfassende Inspirationen zu Restaurants, Kulturangeboten und der allgemeinen Freizeitgestaltung, die mittlerweile bis in einzelne Stadtteile oder in das Umland reichen. Alle Infos und Services bietet auch die kostenfreie App „Hamburg Erleben & Sparen“.
„Weil wir Hamburg sind“ · Eine Haltung für Hamburg
Sie sind neugierig geworden und möchten mehr über „Weil wir Hamburg sind“ erfahren? Die Hamburg Tourismus GmbH ist daran interessiert, die inhaltliche Idee mit möglichen vielen Unternehmen und Kulturinstitutionen zu teilen. Auch neue Ansätze oder Ideen sind willkommen. Mehr unter: www.weilwirhamburgsind.de
Kommentare
Kommentar von Thorsten |
Ich stimme vollumfänglich zu ;-) !
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