Business & Money
Heinecke Juwelier · Atelier
Ein Traditionsunternehmen im Wandel der Zeit
Der ursprüngliche Juwelier Heinecke existierte bereits seit 1948. War das Geschäft schon immer im Eppendorfer Weg 246?
Jan-Werner Heinecke Kurz nach Beendigung des verheerenden 2. Weltkrieges ergriff mein Ur-Großvater die Chance, exakt an dieser Adresse ein Geschäft zu eröffnen. Im Zuge des damaligen erfreulichen Wirtschaftswunders expandierte sowohl das Angebot als auch die Ladenfläche um ein Vielfaches. Das, was dort einmal entstanden ist, kann man als ein lokales Wirtschaftswunder-Phänomen betrachten. Aus dem einstigen Arbeiterviertel Eppendorf entstand das junge neue Viertel der 70er Jahre mit den Kneipen und Musikclubs. Die Anwohner*Innen studierten und investierten und prägen das heutige, neue Bild des beliebten Viertels in unserer Hansestadt.
Jetzt ist ein Generationswechsel im Gange. Was gilt es zu bewahren und was wird neu angepasst?
Jan-Werner Heinecke Vor ungefähr zwei Jahren haben sich meine Eltern aus dem primär aktivem Geschäft zurückgezogen und die allgemein so üblich bekannte Frage stand im Raum: weitermachen? Das Ergebnis war ein Ausverkauf mit Schließung der alten GmbH. Nach über zehn Jahren im familiären Betrieb wollte ich mich neu orientieren und ausrichten. Im Zuge dieses Prozesses standen mir Berater zur Seite und das positive Feedback vieler Kund*Innen. Was mir fehlte war eine Idee und der Mut eigene, neue Wege zu gehen. Und plötzlich war es da, wie eine Offenbarung: Mit Unterstützung der Familie und meinem neuen Geschäftspartner begann dann der steinige Weg des Neuanfangs: ein neues Konzept, ein kompletter Umbau und eine strikt veränderte Unternehmenskultur. Hierbei gilt es auf selbigem Niveau die alte Tradition mit dem über Jahre gewonnenem Know-how fortzuführen, Dinge, die einmal in eine Betriebsblindheit geführt haben, klar zu erkennen und zu verändern und … ganz wichtig, einen Traum innezuhaben, der auf dem Papier sowohl strategisch als auch realistisch umzusetzen scheint. Mit einem Generationswechsel in Unternehmen beschäftigen sich ganze Institute. Die Bandbreite an Literatur zu diesem Thema ist immens. Wir sind diesen Weg mit allen Höhen und Tiefen gemeinsam gegangen. Wie mein Geschäftspartner und Berater immer so schön sagt: „Jan, auch wir werden einmal alt werden und bestimmte Dinge nicht mehr sehen … das liegt in der Natur der Sache!“
Welche Hürden sind zu meistern - ist Online-Verkauf eine weitere Strategie, die demnächst umgesetzt wird?
Jan-Werner Heinecke Es gibt im Kern nur die eine Hürde: die partielle Zurückführung der Kund*Innen für die Wertschätzung des persönlichen Kontakts im Service- und Beratungsgespräch. Onlinemärkte und die zunehmende Digitalisierung ermöglichen vielleicht hier und dort einen günstigen Einkauf, doch ihnen sitzt keine Goldschmiedemeisterin gegenüber, die ihnen u.a. die Herkunft und die Machart alter Farbsteine erläutert, meist über Stunden hinweg. Es ist die Atmosphäre im Raum, das Anprobieren und das vertiefte Wissen von Geschichte und Tradition. Mein wertgeschätzter Vater zum Beispiel erläutert ihnen Uhrwerke und Schliffarten von Diamanten derart anschaulich, als würden Sie gratis eine auf Ihrer Person pädagogisch abgestimmte Vorlesung besuchen … (lacht). Es ist die Begeisterung an der Sache, für die Sache mit Persönlichkeit. Einen Online-Shop wird es in Zukunft für bestimmte Schmuckserien geben, natürlich.
Große Marken machen ihre eigenen Shops auf und auch die Warenentwicklung steht nicht still. Was lohnt sich und was nicht mehr?
Jan-Werner Heinecke Wenn Sie die aktuelle Marktsituation betrachten, erkennen Sie den Trend, dass große Marken, wie z.B. Rolex, Omega, etc. ihre eigenen Flagship-Stores aufbauen. Zum einen um die Margen In-House zu generieren und zum anderen um das Markensortiment und - Umfeld direkt steuern zu können. Im Zuge des Wirtschaftswunders waren wir u.a. auch exklusiver Partner von OMEGA Uhren. Für diese Marke generierten wir einst Spitzenumsätze und OMEGA wiederum ermöglichte es uns zu wachsen. Wenn Sie sich dennoch in unserer Branche umhören, dann werden auch kritische Stimmen laut. Den großen Marken mit allen Bedingungen gerecht zu werden ist manchmal eine reine Aufopferung. Wie und ob sich dieser Aufwand lohnt, das muss jeder selbst entscheiden. Meine Hoffnung ist, dass sich auch dieses Verhältnis einmal wieder entspannen wird, wenn es der vom Weltmarkt getriebene Konzern wieder zulässt. In unserem Betrieb arbeiten wir mit großen Marken wie z.B. KRIEGER, SCHAFFRATH, CAPOLAVORO, MÜHLE GLASHÜTTE seit vielen Jahren in enger Partnerschaft zusammen. Doch auch regionale Marken, wie zum Beispiel Uhren von HENTSCHEL … made in Eppendorf! … gehören zu unseren Kooperationspartnern. Aktueller Neuzugang und mit großer Freude ist die Marke YORK mit einem Design im Segment von Uhren und Schmuck. YORK kreiert eine Welt, die zum Träumen einlädt. Üppig, zugleich elegant und mit viel kulturellem Know-how in der Umsetzung des Designs. Nicht gerade typisch für das eher zurückhaltende, reformierte Hamburg … doch auch das wollen wir ändern. Hamburg darf gerne wieder etwas bunter und mutiger werden.
Was ist Euer Geheimnis des Erfolges?
Jan-Werner Heinecke Zu den wertvollen Dingen unseres irdischen Daseins gehören nicht nur Diamanten, sondern auch die Zeit! Wir nehmen uns für unsere Kund*Innen wertvolle Zeit für eine individuelle Beratung und Umsetzung durch unser Fachpersonal. Zu diesem Spektrum zählen u.a. die hauseigene, kreative Meistergoldschmiede; die Erstellung von Wertgutachten mit Expertisen unserer Diamant- und Edelsteingutachter; Großaufträge wie z.B. von Jubiläen und Incentives für größere Unternehmen. Im Jahre 1996 haben wir beispielsweise die Goldene Kamera bauen dürfen … John Travolta´s Kartonage haben wir sogar als Relikt noch im Hause archiviert. Darüber hinaus sind wir auf Verlobungs- und Trauringe spezialisiert, mit einem Séparée für die Paare, die mit uns ihren Weg in ihr neues Glück gestalten möchten. Mit Gestaltung des neuen Konzeptes kommt noch eine weitere Komponente hinzu, die Kunst! In unseren Räumlichkeiten können Sie fein abgestimmte Kunstwerke bestaunen und für Ihre Sammlung erwerben. Hierbei ist mein Partner durch Chahil Art Consulting fest integrierter Bestandteil des Konzeptes. Aktueller Neuzugang sind u.a. hochwertige Photographien: gezeigt werden die Diven Maria Callas und Sophia Loren, wie sie einst in den 1960er Jahren Hamburg für ihre Premieren besuchten. Wie sie sehen, ein vielfaches Angebot, beinahe gleich der Anzahl der Facetten eines Brillanten.
Diesen Facetten wünsche ich weiterhin die Leuchtkraft des Erfolges. Danke für das Gespräch.
Heinecke Juwelier · Atelier
Eppendorfer Weg 246 · 20251 Hamburg
www.heinecke-hamburg.de · T 040 4221841
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