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Lars Haider
Die Medienbranche im digitalen Wandel
Am 14. Oktober 1948 wurde das erste Hamburger Abendblatt herausgegeben. Jetzt feiert das Hamburger Abendblatt 75-jähriges Bestehen. Im Rahmen des Geburtstagsjahres wurden viele Jubiläumsaktionen arrangiert. Welche drei sind für Sie die Highlights?
Lars Haider Die Nummer eins in unserer Rangliste bildet zweifellos der von uns produzierte Kinofilm. Ein Filmteam hat unsere Reporter das gesamte Jahr 2023 bis Oktober begleitet und aus dem gesammelten Material eine fesselnde Dokumentation erstellt, die knapp über 90 Minuten dauert. Dies war zweifellos der Höhepunkt unserer Erlebnisse.
Auf dem zweiten Platz rangiert eine einzigartige Gelegenheit, die für viele Leser von großem Interesse war. Über 2000 Bewerbungen gingen ein, um die Möglichkeit zu erhalten, nach all den Jahren wieder auf den Fernsehturm zu steigen.
Das dritte Highlight belegt ein exklusives Senatsfrühstück im Gästehaus des Senats. Dieses Ereignis war für 25 ausgewählte Leserinnen und Leser bestimmt. Peter Tschentscher war anwesend und die Teilnehmer hatten die Möglichkeit, ihm fast zwei Stunden lang Fragen zu stellen. Zusammenfassend waren dies die drei bedeutendsten Ereignisse des vergangenen Jahres. Wir sind dankbar, diese einzigartigen Erfahrungen mit unseren Leserinnen und Lesern teilen zu können und freuen uns auf die Fortsetzung dieser Reise im kommenden Jahr.
Was erwartet den Zuschauer bei „Die große Hamburger Story“, der Dokumentation über das Hamburger Abendblatt?
Lars Haider Man begleitet unsere Reporter zu den großen Ereignissen in der Stadt, beispielsweise zum HSV, in die Elbphilharmonie, ins Thalia-Theater, ins Rathaus und sogar ins Kanzleramt mit Olaf Scholz. Dabei kann man hautnah miterleben, wie Lokalreporter im Jahr 2023 arbeiten. Man bekommt einen Einblick in die Veränderungen und Entwicklungen dieser Arbeitsweise und sieht zudem viele Hintergrundinformationen über Hamburger Institutionen und Häuser. Einblicke, die normalerweise nicht zugänglich sind.
Du bekleidest das Amt des Chefredakteurs beim Hamburger Abendblatt seit 2011. Was macht dich besonders stolz?
Lars Haider Stolz ist für mich nicht unbedingt das passende Wort. Es freut mich, dass wir uns erfolgreich durch diese äußerst turbulente Zeit bewegt haben. Diese Zeiten sind für alle Menschen herausfordernd, insbesondere für die Medien, die einen starken Wandel durch die Digitalisierung erfahren haben – vom Übergang von Papierzeitungen zu reinen digitalen Angeboten bis hin zu einem vielfältigeren Medienkonsum, der nicht nur das Lesen, sondern auch das Hören und Sehen einschließt. Es macht mich wirklich glücklich zu sehen, dass das Hamburger Abendblatt diesen Wandel so gut gemeistert hat, vermutlich besser als die meisten anderen Zeitungen. Die anhaltende Erfolgsgeschichte und die Tatsache, dass während meiner Amtszeit keine einzige Kündigung beim Hamburger Abendblatt erfolgte, erfüllen mich mit Freude.
Vor etwa 10 Jahren verkaufte Mathias Döpfner das Lieblingsblatt von Axel Springer, als du gerade knapp zwei Jahre im Amt warst. Das brachte natürlich eine immense Verantwortung mit sich, insbesondere in Bezug auf die Verunsicherung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das dürfte sicherlich auch bei den Leserinnen und Lesern zu spüren gewesen sein. Wie hast du diese Situation bewältigt?
Lars Haider Das war tatsächlich überraschend – so ein Moment, den man sich eigentlich gar nicht vorstellen kann: Wie ist es, verkauft zu werden? Es war an einem Mittwoch, glaube ich, als ich einen Anruf von Mathias Döpfner erhielt, der sagte: „Mensch, wie geht‘s Ihnen eigentlich? Alles gut soweit? Ich wollte Ihnen nur mitteilen – wir haben das Hamburger Abendblatt verkauft.“ Ein bisschen konnte man es im Vorfeld erahnen, aber nicht viel. Dann sagte er: „Wir haben das Hamburger Abendblatt an die WAZ-Gruppe verkauft”, das ist heute die Funke Mediengruppe. “Mein Kollege Jan Beyer wird gleich hereinkommen und alles Weitere erklären.“ Die Tür ging auf und sein Kollege, Jan Beyer, Vorstandsmitglied bei Springer, trat ein und sagte: „Mensch, haben Sie schon davon gehört?“ Ich sagte: „Ja, kommen Sie mal mit.“ Dann gingen wir vom siebten in den neunten Stock. Dort saß Christian Nienhaus, damals Geschäftsführer der WAZ-Gruppe. Jan Beyer sagte: „Das ist jetzt Ihr neuer Chef.“ Innerhalb von etwa zehn Minuten war alles praktisch ganz anders. In dem Moment war das Schwierige für mich, dass ich der Einzige war, der davon wusste, und am nächsten Tag würden es alle anderen erfahren. Aber es war dann nicht so schlimm wie gedacht. Die Redaktion des Hamburger Abendblatts ist wie eine Familie. Sie hält zusammen, freut sich über Erfolge, feiert große Ereignisse und bewältigt auch schwierige Situationen gemeinsam. Ehrlich gesagt, mit dieser familiären Unterstützung im Hintergrund war es relativ einfach, diesen Wechsel zu überstehen. Viele von uns haben sich nie in erster Linie als Mitarbeiter von Springer, sondern immer als Mitarbeiter des Hamburger Abendblatts gefühlt. Dann wurde mir schnell klar, dass wir eventuell besser zur Funke-Gruppe passen als zu Springer. Nach zehn Jahren können wir sagen: Ja, das ist so. Wir passen besser zu Funke und fühlen uns dort wohler als in der Endphase bei Springer.
Welche Art von Geschichten und Themen sind deiner Meinung nach besonders entscheidend für diesen Strukturwandel?
Lars Haider Ich denke, der Strukturwandel ist vor allem interessant und anspruchsvoll, weil wir heute unterschiedliche Zielgruppen mit verschiedenen Medien erreichen müssen. Die klassische Papierzeitung wird vor allem von Menschen ab Ende 60 nachgefragt, die darauf nicht verzichten möchten. Diese Gruppe wird es immer geben, obwohl die gedruckten Zeitungen insgesamt weniger werden. Dann haben wir eine Gruppe, etwa zwischen Mitte 50 und Mitte 60, die die Struktur einer Zeitung bevorzugen, jedoch digital. Für sie bieten wir ein E-Paper an. Es gibt auch Menschen, die nicht gerne lesen, sondern lieber hören. Für sie produzieren wir Podcasts. Interessanterweise haben wir heute mehr Abonnenten für unsere Podcasts als für unsere gedruckten Zeitungen, mit über einer halben Million Hörerinnen und Hörern. Einige unserer Podcasts werden von 150.000 Personen pro Folge gehört. Daher ist es wichtig, auch Podcasts anzubieten.
Es gibt jedoch auch Menschen, die sich nicht intensiv informieren möchten und nur einmal am Tag komprimiert informiert werden wollen. Für sie bieten wir Newsletter aus verschiedenen Bereichen an, die 30-40.000 Menschen erreichen. Schließlich haben wir die jüngere Zielgruppe, insbesondere die 30-40-Jährigen, die wir hauptsächlich über Abendblatt.de erreichen, unsere ständig aktualisierte Homepage mit neuen Inhalten. Zuletzt müssen wir uns Gedanken darüber machen, wie wir diejenigen erreichen, die mit Plattformen wie TikTok aufwachsen, wie mein Patenkind, das 16 Jahre alt ist...
Bitte verrate uns doch, wie ihr die sozialen Medien, sei es Facebook, Instagram, TikTok oder andere digitale Plattformen, integriert oder nutzt, um eure Leserschaft zu erreichen.
Das sind also die verschiedenen Ausspielformen. In Bezug auf die Geschichten bleiben die großen Themen nach wie vor dieselben wie vor 10-20 Jahren. Hier in Hamburg ist es selbstverständlich, dass Themen rund um Immobilien von Bedeutung sind. Fragen wie „Wo finde ich eine gute und günstige Wohnung?“ oder „Kann ich mir noch ein Haus in Hamburg leisten?“ sind nach wie vor relevant. Bildung und Erziehung spielen ebenfalls eine entscheidende Rolle. Eltern zeigen weiterhin Interesse an Schulen in Hamburg, suchen nach den besten Einrichtungen, überlegen, wo sie ihre Kinder anmelden sollen, und beschäftigen sich mit dem Kita-System. Verkehr ist ein großes Thema, angefangen bei der Anreise in die Stadt bis hin zur Frage nach dem Auto und den Fahrrädern.
Auch Kultur ist für uns von enormer Bedeutung. Kulturkritiken, wie Besprechungen von Theatern, Konzerten und Ähnlichem, laufen bei uns sehr erfolgreich. Thematisch hat sich also nicht viel verändert, aber die Ausspielformen sind vielfältiger geworden. Wir können jetzt eine Vielzahl von Angeboten machen und nicht mehr nur sagen: „Wir drucken einmal am Tag eine Tageszeitung.“ Das ist tatsächlich nur noch eines von vielen Feldern und wird immer weniger wichtig.
Die Hamburger Morgenpost hat die Printausgabe eingestellt und kreiert eine ganz neue Wochenzeitung. Gibt es da ähnliche, drastische Überlegungen schon beim Hamburger Abendblatt oder rutscht man automatisch mehr in die digitale Welt?
Lars Haider Nein, wir sind bereits vollständig digital ausgerichtet. Unsere Arbeitsweise und Denkweise sind digital und wir verzeichnen ein kontinuierliches digitales Wachstum. Unsere bedeutenden Zuwächse betreffen vor allem Digitalabonnements und es ist absehbar, dass wir in naher Zukunft mehr Digitalabonnements als Printabonnements haben werden. Allerdings starten wir von einem anderen Ausgangsniveau als die Morgenpost. Derzeit verkaufen wir immer noch etwa 120.000 gedruckte Zeitungen und es würde sich seltsam anfühlen, wenn es so viele Menschen gibt, die eine Zeitung in gedruckter Form wünschen, und wir würden sagen, wir stellen sie ein. Daher werden wir die gedruckte Ausgabe nicht einstellen.
Wo steht das Hamburger Abendblatt in fünf Jahren?
Lars Haider Das ist die Frage, die meine Frau mir gestellt hat, als ich begonnen habe. Sie hat gefragt, wo das Hamburger Abendblatt in fünf Jahren sein wird, und ich habe ihr geantwortet: „Woher soll ich das wissen?“ Damals habe ich nur gesagt, dass ich glaube, es wird nicht mehr zu Axel Springer gehören. Das hat sich ja – damals – bewahrheitet. Heute, in fünf Jahren, wird das Abendblatt immer noch eine Zeitung sein, aber irgendwie anders. Der Begriff „Zeitung“ wird wahrscheinlich bestehen bleiben, aber es wird hauptsächlich, zu 95%, ein komplett digitales Medium sein.
Die veröffentlichten Zahlen der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik (PKS) des Landeskriminalamts Hamburg lassen einen nachdenklich werden. Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung plus 12,1 %, Vergewaltigung, sexuelle Nötigung und sexuelle Übergriffe im besonders schweren Fall einschließlich mit Todesfolge – plus 15,8 %.
Wenn man beide zusammenrechnet, ergibt es eine erschreckende Zahl von fast 30 Prozent. Wie geht man in deiner Redaktion damit um?
Lars Haider Vorsichtig. Bei den polizeilichen Kriminalstatistiken muss man stets genau hinsehen. Ich bin nicht sicher, auf welche Jahre du dich beziehst.
Die Statistiken wurden 2023 veröffentlicht und beziehen sich auf das Vorjahr.
Lars Haider In Ordnung. Vergleicht man nun das Jahr 2022 mit dem Jahr 2021, also mit einem Corona-Jahr, oder sogar mit dem Jahr 2020, ergeben sich ganz unterschiedliche Ergebnisse. Bei Delikten wie Verkehrsunfällen und Raub oder bei brutalen Übergriffen, die in der Corona-Zeit praktisch nicht stattfanden. Nicht weil die Polizei tatenlos war, sondern schlichtweg, weil zu der Zeit niemand draußen unterwegs war.
Wie du bereits angesprochen hast, bin ich schon eine Weile hier und habe Zeiten erlebt, in denen ich noch nicht Chefredakteur, sondern Redakteur war. In dieser Zeit hatten wir in Hamburg auch große Probleme im Bereich der inneren Sicherheit. Ich glaube, dass die innere Sicherheit immer ein Thema für eine Großstadt ist, besonders rund um den Hauptbahnhof.
Wie reagiert das Hamburger Abendblatt auf die verbreitete Unzufriedenheit mit der inneren Sicherheit, insbesondere angesichts des rapiden Abnehmens des Sicherheitsgefühls im Land? Viele Menschen haben den Eindruck, dass die Kriminalitätsbereitschaft zunimmt und ein beispielloses Ausmaß erreicht. Ob es sich um antisemitische Übergriffe, Bandenkriminalität oder Überfälle durch Jugendliche mit ausländischen Wurzeln handelt – diese Entwicklungen erscheinen besorgniserregend. Wie geht deine Redaktion mit dieser Thematik um, insbesondere angesichts der Begrenzung, täglich darüber zu berichten?
Lars Haider Wir berichten natürlich, vornehmlich, wenn dramatische Ereignisse eintreten. Es ist jedoch wichtig, vorsichtig zu sein, wie du bereits erwähnt hast, aufgrund der selektiven Wahrnehmung. In der heutigen Zeit geben viele Menschen an, viel zu lesen, aber oft beschränken sie sich auf Überschriften. Es gibt auch die Tendenz, anekdotische Evidenz zu nutzen und zu sagen: „Mein Gefühl ist so und so“. Für uns ist es von zentraler Bedeutung, dies zu überprüfen und zu erklären: „Okay, euer Gefühl ist das und das“. Ein Beispiel dazu: Wenn jemand das Gefühl hat, dass die Bahn überhaupt nicht mehr funktioniert, basierend auf persönlichen Erfahrungen wie täglichen Verspätungen, müssen wir dennoch die Gesamtsituation betrachten. Vielleicht sind 70% der Züge tatsächlich pünktlich, aber 30% nicht. Das erfordert eine Einordnung, ist es besser oder schlechter geworden?
Ein weiteres Beispiel betrifft die Situation in Hamburg mit den Geflüchteten. Es ist wichtig, ehrlich zu sagen, wenn die Stadt an einem Punkt angelangt ist, an dem sie einfach nicht mehr in der Lage ist, weitere Menschen aufzunehmen, auch wenn sie es gerne würde. Hier müssen wir auf Zahlen zurückgreifen und immer vorsichtig sein, alle Statistiken im Kontext zu betrachten. Zum Beispiel wird der Hamburger Bahnhof in den Statistiken als derjenige mit den meisten schweren Straftaten eingestuft – das ist korrekt, wenn man die absoluten Zahlen betrachtet. Allerdings muss der Kontext berücksichtigt werden: Der Hamburger Bahnhof ist einer der größten Europas mit etwa einer halben Million Besuchern pro Tag. Ähnlich könnte man sagen, dass in Berlin die meisten Obdachlosen zu finden sind, einfach weil es die größte Stadt ist. Daher ist es entscheidend, den Kontext bei solchen Informationen zu betonen, und das ist meiner Meinung nach das, was uns von anderen unterscheidet, die solche Berichte eher beiläufig erstellen.
Jetzt mal wieder zu schönen Themen; was waren deine schönsten Momente beim Hamburger Abendblatt?
Lars Haider Ein unvergesslicher Moment war definitiv 2015, als die Flüchtlingswellen begannen. Man konnte in Hamburg überall spüren, was an allen Ecken und Enden fehlte. Gemeinsam haben wir hier entschieden, dass wir etwas unternehmen müssen. Wir haben Spenden für die Geflüchteten gesammelt und im Abendblatt dazu aufgerufen, etwas vorbeizubringen. Die Idee war, dass unten drei Redakteure stehen und die Spenden entgegennehmen. Am Abend, als es losging, trugen mein Kollege und ich einen Tisch hinunter. Eine Kollegin fragte mich dann, wie viele Leute ich erwartete. Ich sagte: „Nun ja, es müssten schon 500 da sein, denke ich.“ Es kamen jedoch 10.000. An dem Tag, an dem wir diese Spenden einsammelten, mussten wir praktisch die Arbeit in der Redaktion einstellen, weil alle mithelfen mussten, diese Dinge entgegenzunehmen. Unser riesiger Innenhof hinten war komplett voll und am Abend stand ich da und dachte: „Das gibt‘s doch alles gar nicht.“ Wir waren völlig überfordert, riefen Hermes an und fragten, ob sie noch LKW hätten, mit denen wir die Sachen abtransportieren könnten. Dann riefen wir die Stadt an und sie stellten uns drei oder vier Turnhallen zur Verfügung, die wir als Lager benutzten. Das war wirklich ein großer Moment, weil man sah, wie das Abendblatt etwas bewegen kann und wie es uns förmlich überwältigte.
Die Hilfsbereitschaft der Hamburger war ja immer schon sehr groß.
Lars Haider Es bleibt immer noch beeindruckend. Zum Beispiel haben wir während der Corona-Pandemie Lebensmittelgutscheine vom Abendblatt an Bedürftige verteilt und dabei Geld gesammelt. Meine Kollegin Sabine Tesche hat in einem Jahr 1,5 Millionen Euro gesammelt und gleichzeitig wieder verteilt. Das sind wirklich bemerkenswerte große Momente. Abgesehen davon ist es so, wie nach Hause zu kommen und auf seine Familie zu treffen. So erlebe ich das hier ein wenig.
Das ist schön zu hören. Welche Ziele hat Lars Haider noch?
Lars Haider persönlich oder fürs Abendblatt?
Für das Hamburger Abendblatt.
Lars Haider Das übergeordnete Ziel besteht natürlich darin, die Marke endgültig in die digitale Welt zu überführen. Man strebt an, nicht mehr in einer Phase zu sein, in der diese Diskussion im Vordergrund steht. Wir befinden uns inmitten eines gewaltigen Transformationsprozesses, den ich gerne mit einer Reise vergleiche. Auf dieser Reise erreicht man einen großen Fluss, den man überqueren muss – dieser Fluss markiert die Trennung zwischen der alten und der neuen Welt. Man kann sagen, dass wir diesen Fluss erfolgreich überquert haben und bereits weit von ihm entfernt sind. Möglicherweise bauen wir irgendwann eine neue „Stadt“, um dieses Bild fortzusetzen. Das Ziel ist es also, ein Hamburger Abendblatt zu gestalten, das weiterhin sehr viele Menschen erreicht, jedoch auf neuen Wegen und sich dabei verändert. Es erfüllt mich mit Freude, dass wir einer der größten Podcast-Anbieter in Deutschland sind, mit über 30 Podcasts. Wir beginnen auch damit, eigene Dokumentationen zu produzieren, nicht nur über uns selbst, sondern auch eigenständige Dokumentarfilme. Das Entscheidende dabei ist, dass wir weiterhin eine wichtige Rolle spielen und möglicherweise, neben dem NDR, der einzige Akteur in Hamburg sind, der darauf achtet, dass hier nichts schiefläuft. Insbesondere im Hinblick auf Themen wie den Elbtower, wo wir darauf hinweisen, dass dort nicht mehr gearbeitet wird – was passiert gerade? Es muss ein unabhängiges Korrektiv geben und das ist entscheidend für die Demokratie und die Gesellschaft in Hamburg. Diese Verantwortung möchte ich gerne weiterhin wahrnehmen. Eine weitere Herausforderung besteht darin, in den nächsten Jahren und vornehmlich in den nächsten 10 Jahren den Generationswechsel einzuleiten, da 60 Kolleginnen und Kollegen in den Ruhestand gehen werden.
Inwiefern spielt die Präsenz von Prominenten in euren Podcasts eine Rolle und welche Bedeutung hat sie für euer Gesamtkonzept?
Lars Haider In meinem langjährigen Podcast „Entscheider treffen Haider“ sind nicht nur bekannte Persönlichkeiten vertreten, sondern auch lokale Prominente aus Hamburg. Ein einfaches Beispiel hierfür ist der Podcast mit Carlo von Tiedemann, den ich kürzlich veröffentlicht habe. Bei solchen Projekten stellt sich immer die Frage, wie viele Menschen sich das anhören oder anschauen. Im Fall von Carlo von Tiedemann waren es am Ende beeindruckende 130.000 Zuhörer. Ein weiteres Beispiel ist der Wein-Podcast mit Jon Bon Jovi. Dieser Podcast ist speziell auf Weinkenner ausgerichtet und präsentiert vier Flaschen Wein. Die Zielgruppe für Weinkenner, die bereit sind, mehr als 10-15 Euro für eine Flasche auszugeben, ist naturgemäß kleiner. Dennoch verzeichnete der Podcast mit Jon Bon Jovi immerhin 15-16.000 Hörer. Es ist interessant zu sehen, dass der Podcast mit Carlo von Tiedemann sogar Bon Jovi übertrifft.
Das ist jetzt wieder eine „selektive Wahrnehmung“, die Ergebnisse miteinander zu vergleichen!
Lars Haider Ja, genau, es ist Quatsch, es ist nicht vergleichbar.
Prima, vielen lieben Dank.
Lars Haider Gerne.
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