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Du bist wirklich ein Multitalent. Wie kam es dazu? Warst Du schon immer so kreativ und ehrgeizig? Woher nimmst Du Deinen Antrieb? Wie bekommst Du alles unter einen Hut?
Belle la Donna Danke, das freut mich sehr zu hören. Wenn man selbst so emsig in seinem Kreativuniversum herumschwirrt, dann bekommt man gar nicht mit, wieviel man da eigentlich stemmt und auf dem Kasten hat. Ja, ich war schon immer so. Erst letzte Weihnachten haben wir in der Familie ein Video aus meiner Kindheit angeguckt und tadaaa, wen wundert‘s, die kleine Belle sprang, sang und turnte eifrig im Hintergrund umher, egal ob mit dem schönen Einschulungskleid oder im Zug auf der Fahrt nach Euro-Disneyland. Ich war ein regelrechter Zappelphilipp. Schlimmer als ein Sack voll Flöhe ... meine arme Mutter. Heute nennt man das vielleicht ADHS, in meiner Welt ist das einfach kreative Energie, die umgewandelt werden möchte. Zudem war ich von sechs bis vierzehn Jahren Leistungsturnerin und auf einer Sportschule. Da wurde von morgens bis abends nur trainiert. Ich hatte das Ziel, an den olympischen Spielen teilzunehmen. Aber mit 14 Jahren entdeckte ich das Rock’n’Roll-Leben hinter diesen „Mauern“ und büxte aus der Leistungsturnwelt aus. Ich fing an, wie ein, naja, fast normaler Teenager zu leben.
Ich hatte einfach Glück, eine schon sehr kreative Mom an meiner Seite zu haben. Sie zeigte mir, dass alles möglich ist und pflanzte die ersten Samen für einen blühenden Freigeist in mein Denken ein. Ich zog, trotz gutem Verhältnis zu meiner Mom, mit 16 Jahren aus und hatte schon meine erste WG. Ich wollte eine berühmte Fotografin werden und Plattencover für Rockbands machen. Zudem tummelte ich mich gerade in der Punkrock- und Psychobillyszene und fand alles, was artig und angepasst war, ziemlich doof und lästig. Ich habe mit jeder Pore rebelliert. Trotzdem war es mir wichtig, stets ein Ziel zu haben, ein WAS, wofür ich lebe und jede Menge Visionen. Ich begann, viel zu fotografieren, fing an Musik zu machen und entdeckte, dass es mehr da draußen geben muss, als das Leben der Ottonormalbürger (soll jetzt nicht wertend sein). Ein Projekt nach dem nächsten kam in mein Leben. Und der Wunsch, auf die Bühne zu gehen und immer kreativer zu werden, in allem was ich tue, wuchs und wuchs. Ich kann gar nichts dagegen machen. Die Energie ist einfach da. Das ist auch schon die Antwort auf Deine Frage, woher ich meinen Antrieb nehme. Der ist einfach da. Klar habe ich auch so Tage, wo ich etwas lustloser bin, na und? Dann gebe ich statt 200 Prozent eben nur 100 Prozent, reicht auch. Oder ich trinke ein Glas Sekt und freue mich des Lebens.
„Ich denke, ein tiefes Urvertrauen in sich und die Welt ist das Wichtigste.“
Ich denke, das Rezept, alles unter einen Hut zu bekommen ist, Visionen zu haben, einen Plan aufzustellen und ihn Schritt für Schritt anzugehen. Natürlich musst Du als Typ schon dazu veranlagt sein, mehrere Dinge gleichzeitig tun zu können. Eine gute Organisation ist einfach alles. Zudem braucht man Mut und einen starken Willen, Dinge anzupacken, die man erreichen möchte, da es viel Arbeit und Verantwortung mit sich zieht. Aber man sollte sich selbst die beste Freundin sein und sich Auszeiten nehmen. Ich für meinen Teil mache sehr viel Yoga und Meditation. Ich denke, das gibt mir die gewisse Leichtigkeit, um in stürmischen Zeiten einen klaren Kopf zu behalten und einfach weiter zu gehen. Ich denke, ein tiefes Urvertrauen in sich und die Welt ist das Wichtigste.
„Nomen est Omen, es war wie Liebe auf den ersten Blick.“
Wie entstand Dein Künstlername?
Belle la Donna Anfangs habe ich ein wenig rumprobiert, ich wollte unbedingt etwas mit dem Wort „Kirsche“ im Namen haben, Cherry Lady oder Candy Cherry oder Ähnliches. Irgendwie war es nie das Richtige. Bis dann mein damaliger Freund auf den Namen „Belleladonna“ kam. Im italienischen bedeutet das: „Bella donna“, die schöne Frau und „Belladonna“, die schwarze Tollkirsche, ein Nachtschattengewächs, welches als Aphrodisiakum oder zur Erweiterung der Pupillen im Mittelalter verwendet wurde. Heute ist sie als Heilpflanze in der Homöopathie im Einsatz. Ich fand das Wort Belladonna mega anziehend und ich mag es, wenn Namen oder Songtexte in Metaphern geschrieben werden und sie so ein gewisser Zauber umgibt. Ich machte daraus quasi einen Vor- und Zunamen: Belle la Donna. Auf der einen Seite verkörpert der Name die schöne Frau, auf der anderen Seite ist sie nicht zu unterschätzen und weiß genau, wer sie ist und wie sie auf der Bühne ihre Macht als magisches Geschöpf auslebt. Nomen est Omen, es war wie Liebe auf den ersten Blick.
Wer sind Deine Vorbilder? Woher nimmst Du Deine Inspiration? Wie bereitest Du Dich auf eine Show vor? Was erwartet den Zuschauer bei Deiner Show?
Belle la Donna Marilyn Monroe, Marlene Dietrich, Gwen Stefani, Elvis Presley, David Bowie. Hm, woher nehme ich meine Inspirationen? Da gibt es sehr viele Quellen. Im Bereich des Burlesken habe ich mir sehr viele vintage Movies angeschaut, da gibt es zahlreiche Schätze, wo die Elemente des Burlesque schon zu sehen sind. Natürlich inspirieren mich auch Showgirl-Kolleginnen oder Varieté-Shows, der Catwalk oder Musicals, Movies, Zeitschriften wie die Vogue oder das TUSH Magazine. Aber viel steckt einfach in mir. Es ist eine schöne Gabe, ein gutes bildliches Vorstellungsvermögen zu haben, wo vieles sich schon von ganz allein kreiert. Ich bin eigentlich fast täglich in einer Art Showvorbereitung. Gerade jetzt, wo ich meine erste eigene Belle la Donna-Show vorbereite, steht jeden Tag was auf dem Programm. Ich halte mich mit Yoga und Workouts fit. Mal im Wald, mal im Fitnessstudio. Ich gehe joggen, um die Kondition zu stärken und ich mache täglich Gesangstraining. Dann gibt es noch Choreo- und Bandproben. Es steckt schon viel dahinter, aber es ist großartig, die Freiheit zu haben, dieses tun zu dürfen. Mein Team und ich arbeiten ja gerade an einer neuen Show, daher kann ich da noch nicht so viel sagen, aber es wird auf jeden Fall anders als bisher. Wir verbinden Liveshow mit einem Konzert und je nach Location planen wir danach noch eine Party. Prinzipiell aber sei gesagt, dass eine Belle la Donna Show ein prickelndes, unvergessliches Erlebnis ist. Wir verbinden Tanz, Live Pop-Rockmusik mit Feuerkunst und dem Burlesque. Ich versuche für jeden etwas zu bieten. Meine 14-jährige Erfahrung im Showbusiness bestärkt mich darin, dass meine Art der Unterhaltung sehr gut ankommt. Ich arbeite sehr gerne mit meinen Tänzerinnen und meiner Live Band zusammen. Ich mag es einfach, zusammen die Bühne zu rocken.
„Ich möchte alle gut unterhalten und für den Moment magisch verführen.“
Hast Du mehr weibliche oder männliche Zuschauer? Welche sind die besseren Zuschauer?
Belle la Donna Hm, das ist nicht so einfach zu beantworten. Ich glaube es ist 50/50. Kommt auch immer auf den Club und die Location an. Ich mag alle Geschlechter als Zuschauer. Das Gute im Burlesque ist, dass sich alle meist benehmen. Klar, Ausnahmen gibt es immer, aber irgendwie hatte ich da noch nie Probleme. Natürlich freue ich mich immer sehr über Komplimente von den Mädels, da es irgendwie doch mehr schmeichelt von einer Frau ein Kompliment zu bekommen, als von einem Mann (in diesem Zusammenhang). Ich möchte aber alle gut unterhalten und für den Moment magisch verführen. Da mache ich keinen Unterschied.
Was war das Verrückteste, was Dir während eines Auftritts passiert ist?
Belle la Donna Da fällt mir einiges ein. Aber verrückt würde ich das nicht nennen, eher Patzer und Dinge, die wahrscheinlich jeder Bühnenartist in irgendeiner Form mehr oder weniger kennt. Ich kann mal so zwei bis drei Beispiele zum Besten geben: Ich habe mal zu einem weißen, glitzernden Burlesque-Outfit ein schwarzes Höschen tragen müssen, da ich das passende Weiße zu Hause auf der Wäscheleine vergessen hatte. Oder einmal habe ich zu einer Halloween Party die falsche Musik abgegeben, weswegen weder Musik noch Kostüm zusammengepasst haben, geschweige denn zu Halloween. Das war mir sehr unangenehm. Oder bei meiner ersten Feuerburlesqueshow habe ich meine Kunstwimpern und die Hälfte meines Kostüms abgefackelt, weil wir, statt mit professionellem Liquid zu arbeiten, Nagellackentferner genommen haben. Ui, ui, ui, das hätte auch ordentlich schief gehen können. Naja, wir waren jung und brauchten das Geld.
Was war Dein sündigstes Kiezerlebnis?
Belle la Donna Da ich ja selbst für die sündige Unterhaltung sorge, kann ich da gar nichts zum Besten geben. Oh doch, mir fällt da etwas ein ... Ich habe es tatsächlich gewagt als Frau, bei vollem Betrieb, alleine durch die Herbertstraße zu gehen! ... aber das habt ihr bestimmt nicht gemeint.
„Die Gesellschaft ist sehr salonfähig geworden.“
Hast Du viel mit Vorurteilen zu kämpfen? Wie gehst Du damit um?
Belle la Donna Früher mehr als heute. Die Gesellschaft ist sehr salonfähig geworden. Prinzipiell habe ich mich aber eh nie angepasst und war immer ein Paradiesvogel. Ich wollte auffallen und provozieren, anecken und polarisieren. Ich wollte einfach nicht „normal“ sein. Heute sehe ich andere Menschen und mich nicht mehr so getrennt. Durch die Arbeit in meinem Friseursalon „Stand by Me“ habe ich täglich mit so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun und ich habe verstanden, dass jeder Mensch besonders ist und viel Potential in sich trägt. Daher lebe ich und lasse leben. Ich gehe ungern den Weg des Konfliktes. Ich mag es, in Lösungen und nicht in Problemen zu denken. Daher setze ich, wenn ich mit einem Vorurteil meiner Person gegenüber konfrontiert werden sollte, ein Lächeln auf und begegne dieser Situation in Liebe und Frieden. In dem Moment verpufft das Vorurteil und es gibt keinen Kampf. OHHHMMM.
In welchen Situationen wirst auch Du rot?
Belle la Donna Auch wenn man mir das nicht glauben mag, aber wenn ich spontan vor vielen Menschen sprechen muss. Das ist zwar durch meine Präsenz in der Öffentlichkeit schon besser geworden, aber da werde ich manchmal schon noch rot. Oder wenn ich einen Witz mache und wiedermal die Pointe vorweggenommen habe und niemand versteht den eigentlichen Witz. Oder wenn ich verliebt bin, dann werde ich ständig rot, sobald diese Person vor mir steht. Meist kann ich das aber ganz gut verstecken.
Auf was könntest Du in Deinem Leben nicht verzichten?
Belle la Donna Ganz klar: auf die Liebe, auf Süßigkeiten, auf die Musik und die Natur.
Belle la donna · Stand By Me - Hair & Make Up
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