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Til Schweiger
Bam!

Neben seiner Produktionsfirma Barefoot, dem Online Shop Barefoot Living, dem 2017 eröffneten Barefoot Hotel in Timmendorfer Strand betreibt Til Schweiger noch das Restaurant Barefood Deli in Hamburg. Dort haben wir ihn getroffen.
Du bist gerne Gastgeber und hast aus diesem Gedanken heraus dein eigenes Restaurant geschaffen. Dein „Barefood Deli“ feierte am 2. November Zweijähriges. Wie fällt dein bisheriges Fazit aus?
Til Schweiger Ich würde sagen, mein bisheriges Fazit enthält Höhen und Tiefen. Am Anfang hat es mir wahnsinnigen Spaß gemacht. Aber dann gab es ein paar Probleme. Viele meiner Freunde, die in der Gastronomie tätig sind, Restaurants oder Diskotheken betreiben, haben zu mir gesagt: „Til, tu dir das nicht an. Du bist kein Gastronom und die Gastronomie ist ein Knochengewerbe, wo du auf unheimlich viele Menschen triffst, die es nicht wirklich gut mit dir meinen.“ Die Ratschläge habe ich dann alle in den Wind geschlagen und meine eigenen Erfahrungen gesammelt. Jetzt geht es mir wieder gut. Ich habe ein tolles Team um mich herum. Nach einiger Zeit macht es mir nun wieder richtig Spaß.
Du hattest ja auch ein „Wasser-Problem“. Es gibt viele Gastronomen, die ihr Leitungswasser verkaufen, aber dich nageln sie dafür an die Wand. Würdest du uns erzählen, wie du darüber denkst?
Til Schweiger Darüber können wir sehr gerne reden, das wäre mir sogar sehr wichtig. Das ganze war ein konstruiertes Problem von der Morgenpost, die fälschlicher Weise behauptet hat, ich würde das teuerste Leitungswasser in Hamburg anbieten. Es gibt viele Restaurants, in denen das Wasser teurer ist als bei mir. Wir machen das, um die Umwelt zu schützen. Das Hamburger Leitungswasser hat eine Qualität, mit der viele große Marken nicht mithalten können. Man müsste es eigentlich gar nicht filtern, aber wir machen es trotzdem.
Was hat dich wieder nach Hamburg verschlagen?
Til Schweiger Als ich meine Frau nach 7 Jahren in Los Angeles überzeugen konnte, nach Deutschland zurück zu kehren, gab es für uns zwei Möglichkeiten – Hamburg oder München. Als wir dann ein wahnsinnig schönes Haus im Niendorfer Gehege gefunden hatten, stand für uns fest, dass wir wieder nach Hamburg gehen. Dann haben wir uns getrennt und ich bin nach Berlin gezogen. Am Anfang kamen meine Kinder jedes Wochenende zu mir, aber irgendwann wurde es weniger, weil sie eigene Interessen entwickelt haben, wie Freunde oder Pferde, also musste ich zurück nach Hamburg. Außerdem gefällt mir Hamburg besser als Berlin.
Man hört immer wieder von Til und seinen Wutausbrüchen. Was macht dich wütend?
Til Schweiger So richtig wütend werde ich eigentlich selten. Was mich wütend macht, ist Unehrlichkeit, Ungerechtigkeit, hinterhältige Menschen oder Leute, die Fehler machen und nicht in der Lage sind, diese Fehler auf sich zu nehmen sondern auf andere schieben. In der Presse wird es immer so dargestellt „er wütet, er pestet auf Facebook“ – das sind Schlagworte, die die Presse benutzt, um ihre Click Rates hoch zutreiben.
Wie wichtig sind dir Werte im Leben und mit welchen bist du aufgewachsen? Was gibst du deinen Kindern weiter?
Til Schweiger Die wichtigsten Werte, die ich meinen Kindern versucht habe - zu vermitteln, und was mir glaube ich auch ganz gut gelungen ist, sind ein soziales Gewissen, Empathie, sich für Schwächere einzusetzen und hilfsbereit zu sein. Aber auch in der Lage zu sein, wenn sie ungerecht behandelt werden, sich zur Wehr setzen zu können. Ich habe versucht, ihnen so viel Liebe wie möglich zu geben und so viel Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen zu vermitteln, wie irgend möglich. Und dass es okay ist, Fehler zu machen, wenn man bereit ist, dafür gerade zu stehen. Fehler zu machen ist nicht schlimm. Nur jemand, der nichts tut, kann keine Fehler machen, aber auch nie etwas erreichen.
Wie wichtig sind die sozialen Medien für dich?
Til Schweiger Ich habe schon oft überlegt, meine Facebook Seite einfach zu schließen. Man hat ein viel stressfreieres Leben, wenn man sich nicht in den sozialen Medien bewegt. Aber auf der anderen Seite habe ich 1,4 Millionen Follower und Facebook ist quasi meine eigene Zeitung, allerdings nur für meine Fans. Ich habe aber auch gemerkt, dass diese „Zeitung“ nur von den anderen Medien zitiert wird, um Clicks zu generieren. Als ich z.B. einen extrem durchdachten Kommentar zum Wahlausgang veröffentlicht habe, wurde darüber nicht berichtet, da man nicht schreiben konnte „er wütet, er pestet, er rastet aus“. So etwas wird dann einfach totgeschwiegen. Insofern ist die Reichweite meiner Zeitung sehr begrenzt.

In Kultfilm „Manta, Manta“ hattest du 1991 deine erste Hauptrolle. Warum gab es noch keinen zweiten Teil?
Til Schweiger Der Produzent Bernd Eichinger ist 2011 verstorben. Ich habe damals immer zu ihm gesagt, wir müssen eine Fortsetzung machen, da der Film so ein riesen Erfolg war. Wir hätten einen Film darüber drehen sollen, wo die Helden jetzt sind, was sie jetzt machen und was aus ihren Träumen und Wünschen geworden ist und wie es ihnen jetzt, 20 Jahre später, geht. Das Problem ist, dass ich exklusiv mit meiner Firma bei Warner bin und die Rechte von Manta, Manta bei Constantin liegen. Ich habe bereits versucht, Constantin die Rechte abzukaufen, aber das wollten sie nicht. Selbst haben sie es aber leider noch nicht geschafft, ein Drehbuch zu schreiben und einen Film zu produzieren.
Wusstest du, dass das Auto im Verkehrsmuseum steht?
Til Schweiger Ja, das wusste ich.
Du bist der erfolgreichste Filmemacher und der umstrittenste. Du polarisierst und kommst nicht bei allen Filmkritikern gut an. Steht man irgendwann mal über den Dingen?
Til Schweiger Man müsste die Frage umformulieren. Ich komme nicht bei manchen Kritikern nicht gut an, sondern ich komme bei allen nicht gut an. Man steht in dem Moment über den Dingen, in dem man das System verstanden hat und weiß, woran es liegt. Nichtsdestotrotz würde man sich natürlich auch eine gute Filmkritik wünschen, aber es geht ja auch ohne. Letztendlich mache ich meine Filme ja nicht für die Kritiker sondern für das Publikum. Das Publikum votiert die Filme ja auch, sonst wäre ich nicht der erfolgreichste Filmemacher. Aber der Geschmack des deutschen Kritikers und eines Til Schweigers geht einfach nicht zusammen. Auf mich haben sie sich halt eingeschossen. Aber ich habe 2007 gesagt, ich zeige ihnen meine Filme nicht mehr kostenlos. Sie können die Filme verreißen, das ist ihr gutes Recht, aber sie müssen eine Kinokarte lösen. Damit habe ich mich natürlich nicht gerade beliebter gemacht.
Wie viel hat das auch mit Neid zu tun?
Til Schweiger Das hat nur etwas mit Neid zu tun, sicherlich nicht damit, dass meine Filme schlecht sind. Ich behaupte sogar voller Selbstvertrauen, dass meine Filme super sind. Sonst hätten die Amerikaner nicht die Remake-Rechte an „Kokowääh“ und „Keinohrhasen“ gekauft. Und ich hätte den Film „Honig im Kopf“ allein mit dem Geld von Warner Bros. nicht machen können. Du wirst nicht glauben, wie viele Kritikerpäpste in Deutschland ihre Synopsen und Treatments ihrer Drehbücher an mich senden. Es sind viele Leute dabei, die selbst davon geträumt haben, Filme zu machen oder zu schreiben. Es kommt auch immer ein bisschen darauf an, wie man das Licht der Film-Welt erblickt hat. Ich bin zuerst in der Lindenstraße und in Manta, Manta wahrgenommen worden. Als ich eine Figur gespielt habe, hat das keiner wahrgenommen und alle dachten, der Typ kann nichts. Und dann macht der Typ Filme wie „Knockin’ on Heaven’s Door“, das passt denen nicht.
Was ist das Rezept für deine Komödien? Woher nimmst du die Ideen für deine Filme?
Til Schweiger Die meisten Ideen werden mir zugetragen. Wenn ich eine Idee präsentiert bekomme und mir selbst sofort ein Film dazu einfällt und ich den Film vor mir sehe, setzte ich mich daran und arbeite mit den Ideengebern an dem Projekt. Ich habe vor ein paar Jahren mal einen Workshop an der Deutschen Filmakademie gegeben, wo ich Schüler hatte, die alle nur wissen wollten, was mein Geheimrezept ist. Aber ich sage immer, dass es kein Geheimrezept gibt, sonst gäbe es ja nur erfolgreiche Filme. Ich versuche einfach immer, die Filme so zu machen, dass sie mir gefallen und hoffe dann, dass es dem Publikum auch gefällt. Ich schaue mir auch nicht Filme an, die mich langweilen. Wenn mich ein Film nach 5 Minuten langweilt, dann mache ich ihn aus. Es gibt sogar Filme, die mich schon während des Vorspanns langweilen. Da hat man schon seine Erfahrung.
Ist es so, dass du immer das Bestmögliche erreichen willst?
Til Schweiger Natürlich, danach sollte jeder streben. Ich bin nie so zufrieden, dass ich ein Stadium erreiche, wo ich sagen würde, dass es perfekt ist. Aber man sollte immer danach streben, es so gut wie möglich zu machen. Das habe ich von meinen Eltern gelernt. Wenn du etwas machst, dann mach es richtig.
Du hast mal gesagt: „Ich glaube, ich werde nie erwachsen“. Ist das immer noch so?
Til Schweiger Ja, das wird auch immer so bleiben, bis ich in die Grube fahre. Ich glaube ganz fest daran, dass man mit einem bestimmten Alter auf die Welt kommt. Es gibt Leute, die sind mit 15 Jahren schon sehr erwachsen und bleiben auch so. Ich hatte immer einen kleinen Jungen in mir, habe ihn nie verloren und werde ihn auch bis ins hohe Alter haben.
Wann hast du je etwas Verrücktes oder Kindisches gemacht?
Til Schweiger Ich mache ständig verrückte Sachen.
Dein neuer Film: Klassentreffen 1.0: Ein Glied, dass zu klein ist um zu hängen, ein Witz über Hämorrhoiden, Intimrasuren und ein Hoden, der in einer Saune-Bank festklemmt, weil er anschwillt – das muss man auch erst mal bringen. Wer kommt auf diesen Humor unterhalb der Gürtellinie?
Til Schweiger Es gibt eine dänische Originalvorlage. Das war der erfolgreichste Film aller Zeiten in Dänemark. Wir haben diesen Film remaked und völlig neu geschrieben. Und einer der drei Helden hat Hämorrhoiden, wie viele Millionen Menschen in Deutschland auch. Und dass die Eier in der Bank festklemmen, stammt aus dem Original. Wir haben das ganze nur noch ein bisschen auf die Spitze getrieben.
Der erste Film als Trilogie – wann kommt Teil 2 und 3 raus?
Til Schweiger Geplant ist, dass der zweite Teil im Herbst nächsten Jahres startet.
Til, du hast bereits ein exzessives Leben geführt: Im Schüleraustausch mit 14 Jahren schon angetrunken aufgefallen, später auch gern mal drei Flaschen Wein am Tag konsumiert und Frauen aufzureißen ist dir anscheinend auch nie besonders schwer gefallen, oder?
Til Schweiger Ich liebe Frauen. Jetzt nicht alle, es sind auch ein paar richtig doofe dabei. Aber ich mag Frauen.
Lebst du einfach nur dein Single-Leben aus, wovon andere vielleicht träumten?
Til Schweiger Ja, in dem Moment, wo du nicht in einer Beziehung bist und nette Frauen kennen lernst und sich etwas ergibt, wäre man ja doof, wenn man es nicht machen würde.
Gibt es etwas, was du bereust?
Til Schweiger Nein, das gibt es nicht.
Was würdest du am liebsten noch in deinem Leben machen wollen? Hast du noch Ziele, Wünsche oder Träume für die Zukunft?
Til Schweiger Ich habe nie Luftschlösser gebaut oder Träume gehabt, die ich unbedingt erreichen muss. Ich hatte auch nie eine Karriere geplant. Es hat sich alles so ergeben. Was ich mir wünschen würde, wären Enkelkinder. Ich frage schon meine Töchter, warum sie nicht schwanger werden. Ich würde auch sofort selbst noch mal ein Kind bekommen wollen, wenn ich die richtige Frau treffe. Was ich mir sonst noch wünsche ist, dass alle, die mir wertvoll und wichtig sind, gesund bleiben. Und dass ich noch ein paar schöne Filme machen kann und weiterhin interessante Menschen kennen lerne.

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