People
Anne Meyer-Minnemann
Chefredakteurin der GALA
Mit exklusiven Bildern, einfühlsamen Storys, ehrlichen Interviews und brillanten Fotostrecken schafft GALA eine intime, aber immer respektvolle Nähe zu den Stars. Aber sind es nicht die Geschichten über Alkoholsucht und peinliche Lebensgeschichten, die verkaufsfördernd sind?
Anne Meyer-Minnemann GALA hat ein Alleinstellungsmerkmal in der Fülle der People-Magazine. Wir berichten immer respektvoll und auf Augenhöhe, statt böse zu tratschen oder Cellulite-Popos zu zeigen. Und ja, da liegt natürlich die Frage nah: Verkauft man damit Zeitschriften? Die Antwort ist: ja. Unsere Leser schätzen genau diesen positiven Zugang zu Menschen im Allgemeinen und Stars im Besonderen. Sie genießen GALA als Flucht aus ihrem Alltag . Viele Menschen haben um sich herum ja sowieso schon Stress, die Nachrichten sind meistens negativ, der eigene Hintern sieht auch vielleicht nicht mehr so toll aus – mit GALA kann man einfach entspannen und ein positives Erlebnis haben.
Was macht eine gute GALA-Geschichte aus?
Anne Meyer-Minnemann Eine richtig gute GALA-Geschichte hat auf jeden Fall Glamour, sie hat Emotionalität und Exklusivität. Unser Plus ist der persönliche Zugang zu Stars. Wir schauen nicht durchs Schlüsselloch, sondern werden von den Stars nach Hause eingeladen. Und sie muss natürlich unterhaltsam sein.
In wieweit ist die Geschwindigkeit im People-Bereich elementar wichtig?
Anne Meyer-Minnemann Wir haben zwei Geschwindigkeiten für uns definiert. Die eine ist die von GALA-Online, das muss ganz schnell gehen, da arbeiten wir im Schichtdienst, damit wir unsere User rund um die Uhr mit den neuesten Star- und VIP-News versorgen können. Das sind Info-Bites, die den Tag über schnell verarbeitet werden müssen. Die Geschwindigkeit der GALA-Printausgabe ist eine andere. Hier setzen wir auf Entschleunigung, weil sich die Menschen, die das Magazin lesen, zurücklehnen und genießen wollen.
Warum verkaufen sich gerade noch die Geschichten um die Royals mit am besten?
Anne Meyer-Minnemann Die Royals sind unglaublich beliebt. Das liegt zum größten Teil daran, dass sie so etwas wie Beständigkeit verkörpern. Die Gesetzmäßigkeiten von Königshäusern sind relativ überschaubar. Es gibt wie im Märchen eine Prinzessin, einen Prinzen, vielleicht auch eine böse Stiefmutter. Es gibt Zeremonien, Traditionen und Intrigen am Hof. Das ist etwas ganz Archaisches, was wir auch schon aus unserer Kindheit kennen, letztlich wie Märchenerzählungen, und deshalb fasziniert uns das so.
Und die Märchen schreiben sich ja auch immer wieder neu durch die Prinzessinnen, die dazu kommen.
Anne Meyer-Minnemann Ja und wir haben im Augenblick lauter Aschenputtel. Der Großteil der Prinzessinnen haben heute einen bürgerlichen Hintergrund. Der Gedanke: „Mensch, das hätte ja auch ich sein können“ ist natürlich faszinierend.
Wie verdient man sich das Vertrauen der Prominenten?
Anne Meyer-Minnemann Vertrauen verdient man sich über viele Jahre hinweg. Das kommt nicht über Nacht. GALA gibt es seit 25 Jahren und wir haben dieses Vertrauen kontinuierlich aufgebaut – unter anderem durch unsere Transparenz. Die Prominenten wissen, dass wir sie nicht schlecht behandeln, heimlich vielleicht doch ein Foto aufnehmen, was sie nicht haben wollten, ein Interview noch mal umschreiben oder irgendeine andere Schlagzeile oben drüber texten, damit es sich gut verkauft. Wir arbeiten vertrauensvoll mit ihnen und haben uns dadurch einen guten Ruf erarbeitet.
Verändert sich der Look der GALA?
Anne Meyer-Minnemann Wir verändern den Look immer mal wieder. Zuletzt vor drei Jahren. Damals haben wir das Logo modernisiert, neue Schriften und Standards eingeführt. Wir versuchen auch kontinuierlich, die Heftinhalte und -komposition an die Leserwünsche anzupassen.
Trotz Stabilisierung steht „Gala“ im People-Segment in der „harten Auflage“ hinter „Bunte“ und „Closer“. Wird das so bleiben?
Anne Meyer-Minnemann „Bunte“ hat gerade 50. Geburtstag gefeiert und ist damit doppelt so lange am Markt wie wir. Sie konnte in einer Zeit, in der Print das Medium war, deutlich mehr Leserschaft gewinnen.. „Closer“ ist ein reiner Vertriebstitel. Bei GALA ist das Erlösmodell ein ganz anderes. Wir sind sehr zufrieden mit unseren Geschäften.
Du hast die Marke kontinuierlich mitgeformt und gestaltet. Stört dich nicht die alte aber immer wieder genannte Kampagne der Bunte „Ohne Bunte wäre Sylt nur eine Insel?
Anne Meyer-Minnemann Das ist eine richtig tolle Kampagne und natürlich wäre sie auch passend für GALA gewesen – insbesondere, weil wir natürlich als Hamburger Magazin dieser Insel sehr nahe stehen. Aber egal, ob Bunte oder GALA – Sylt wäre nie nur irgendeine Insel!
Nimmt GALA jeden Anzeigenkunden?
Anne Meyer-Minnemann Es gibt tatsächlich Anzeigen, die wir zurückweisen. Insbesondere natürlich Anzeigen, die in irgendeiner Form verletzende oder sexistische Inhalte haben.
Welche Geschäftsideen dienen mittlerweile der GALA als zusätzliche Einnahmequelle?
Anne Meyer-Minnemann Unser Ziel ist es, die Marke GALA kontinuierlich auszubauen. Im letzten Jahr haben wir eine sehr erfolgreiche Kaschmirpullover-Kollektion in Kooperation mit HSE24 lanciert, sie heißt „My Cashmere Moments by Gala“. Ich fahre etwa vier Mal pro Saison nach München zum Sender und spreche live über das Styling dieser Pullover. Das bringt einen wahnsinnigen Spaß und sie verkaufen sich auch sehr gut. Wir werden diese Modelinie auch noch ausweiten, zudem bieten wir auch GALA-Reisen an und haben außerdem gerade einen GALA-Sekt gelauncht in Zusammenarbeit mit der ältesten Sektkellerei Bayerns. So versuchen wir das Spektrum der GALA-Erlebnisse kontinuierlich zu vergrößern.
Online wächst und wächst. Wird die Zeitschrift - durch die digitale Transformation - zur Inhaltsplattform?
Anne Meyer-Minnemann Wir haben Online andere Inhalte als im Print. Es ist also relativ selten, dass die sich eins zu eins überschneiden. Zum einen, weil die Zielgruppen unterschiedlich sind, die vom Print ist etwas älter als die Online-Zielgruppe und zum anderen, weil wir Online schnelle Informationen liefern, während wir beim Heft wirklich tief in die Themen reingehen, große Fotostrecken und ausgeruhte Interviews bieten. So können wir beide Bedürfnisse befriedigen, zum einen die schnelle Informations-Gewinnung und zum anderen eben diesen lean-back-Moment, bei dem ich mir mal Zeit nehme, um tiefer in die Inhalte einzusteigen.
Du hast mal gesagt: „Wer sich auf dumme, hübsche Frauen einlässt, hat in der Regel selbst nicht sonderlich viel auf der Pfanne und ist somit auch nur bedingt gesellschaftsfähig.“ Gilt diese Behauptung immer noch?
Anne Meyer-Minnemann Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Zitat ganz genauso gefallen ist. Wenn ja, wäre das ein nicht zulässiges Stereotyp. Ich möchte es mal so formulieren: „Wer sich mit jungen Frauen, die nicht den eigenen akademischen oder finanziellen Hintergrund haben, schmückt …“. Das wäre ja das Klischee: der vermögende Mann mit Altersvorsprung und die hübsche, entweder nicht ganz so vermögende oder nicht ganz so gebildete Frau. Ich glaube, dass diese Art des „Trophy Wifes“ ein Auslaufmodell ist. Weil Männer, die sich selbst als ernstzunehmend in der Gesellschaft zeigen wollen, zunehmend lieber Frauen an ihrer Seite haben, die selbst für etwas stehen und nicht nur ein „Arm Candy“ sind.
Ist es nicht manchmal komisch und befremdlich zu sehen, dass erfolgreiche, tolle Männer häufig nicht so erfolgreiche aber dafür extrem hübsche Frauen haben?
Anne Meyer-Minnemann Die Frage ist ja, ob das tolle Männer sind. Die meisten tollen Männer, die ich kenne, haben auch tolle Frauen an ihrer Seite.
Die Frau erhält eine finanzielle Absicherung, wenn sie Glück hat, auch über das Ende der Beziehung hinaus. Dafür ist sie auf Abruf an seiner Seite und erträgt häufig viele Eskapaden. Diese Konstellation wirkt umso schräger, je mehr Vermögen im Spiel ist. Ist es nicht manchmal eine surreale Komödie?
Anne Meyer-Minnemann Es gibt natürlich immer wieder solche Geschichten. Mir fällt da dieser Unternehmer ein, der eine sehr junge Verlobte hatte, die dann in seinem eigenen Haus fremdgegangen ist – was jetzt auch nicht für ihre Intelligenz spricht. Eigentlich hätte sie wissen müssen, dass überall Überwachungskameras installiert waren. Er cancelte dann kurz vor knapp die Hochzeit. Natürlich gibt es immer wieder so etwas und natürlich denkt man sich dann, Mensch Leute, heiratet doch bitte jemanden, der in irgendeiner Form zu euch passt. Und sicherlich gibt es auch immer noch Konstellationen, in denen am Ende Frauen gezielt reiche Männer suchen und Männer gezielt schöne Frauen, die sie dann als Trophäe herzeigen können. Ich glaube aber tatsächlich, dass sich das gerade verändert, dass Frauen selbstständiger werden, gute Berufe haben, selbst gutes Geld verdienen. Und diese Frauen haben andere Ansprüche an die Männer. Sie möchten gerne Männer haben, die auch, ich sage jetzt mal im besten Sinne Feministen sind, die Frauen achten und Frauen für das wertschätzen, was sie können.
Für deine Position ist nicht viel über dich und dein Privatleben zu lesen. Ist das gewollt? Und wenn ja ist es nicht konträr zu den Erwartungen und Wünschen Eurer Prominenten?
Anne Meyer-Minnemann Genau darin liegt der Unterschied: Ich bin nicht prominent. Ich bin Journalistin. Natürlich besteht da die Gefahr eines Missverständnisses, weil ich mit Prominenten verkehre oder bei Partys auf dem Red Carpets fotografiert werde, vielleicht im Fernsehen auftrete oder Presseinterviews gebe. Aber meine Rolle ist die einer Chefredakteurin, einer Journalistin. Ich mache einen Job, der die Öffentlichkeit anderer Menschen möglich macht, nicht jedoch meine eigene in den Mittelpunkt stellt. Ehrlicherweise interessiert sich auch kaum jemand für meine Familie. Es ist jetzt nicht so, dass ich Paparazzi vor der Tür stehen habe oder ständig danach gefragt werde, wie meine Kinder gedeihen.
Denkst du, dass du nach außen wie eine Trophy Wife des 21. Jahrhunderts wirkst – also eine ultimative Überfliegerin, eine herausragende Persönlichkeit, die alles in ihrem Leben richtig gemacht hat?
Anne Meyer-Minnemann Also Trophy-Frau bezeichnet zu werden würde ja bedeuten, dass ich für irgendwen eine Trophäe bin. Das ist mir zu passiv. Überfliegerin trifft schon eher zu, denn ich habe ja definitiv viel erreicht. Allerdings kam mir das ja nicht zugeflogen. Ich habe viel Arbeit investiert, habe zudem zwei Kinder, um die ich mich kümmere – das ist ja immer alles nur halb so glamourös, wie es nach außen scheint . Ich stehe ja nicht jeden Abend irgendwo auf dem roten Teppich und gebe die große Chefredakteurin.
Darfst Du - als erste Frau an der Spitze seit der Erstausgabe des Premium People- und Lifestyle-Magazins - in aller Öffentlichkeit noch Prosecco trinken, auch wenn ein Champagner-Hersteller pro Heftausgabe Anzeigenkunde ist?
Anne Meyer-Minnemann Darüber habe ich mir ehrlicherweise noch nie Gedanken gemacht. Ich trinke wahnsinnig gerne Champagner, würde aber auch beim Italiener einen Franciacorta nehmen oder einen guten deutschen Sekt, wenn er mir kredenzt wird. Übrigens haben wir auch Sekt-Kunden und wir stellen jetzt auch selbst Sekt her. Was du eigentlich meinst, ist ja: Muss man als Chefredakteurin auch in seiner Freizeit ständig seiner Rolle gerecht werden, wenn man nicht als Privatperson das verkörpert, was die Zeitschrift einfordert. Da muss man fein unterscheiden zwischen der beruflichen Rolle der Chefredakteurin, und der Privatperson Anne Meyer-Minnemann. Letztere kann, wenn sie Lust hat, auch einen Alko-Pop trinken – wobei mir Champagner tatsächlich viel besser schmeckt. Oder ein guter Wein. Ich glaube, man muss immer sehr gut zwischen seiner beruflichen und seiner privaten Rolle unterscheiden. Aber natürlich hilft es, wenn es da viele Überschneidungen gibt. Ich genieße mein Leben als Chefredakteurin sehr und fühle mich sehr privilegiert, dass ich diesen tollen Job machen kann, aber man darf nie verwechseln, wer man eigentlich selbst und wer die Rolle ist.
Deine Mutter ist Dolmetscherin. In wieweit hat es dich geprägt?
Anne Meyer-Minnemann Ich komme aus einem sehr intellektuellen Haushalt, meine Mutter ist tatsächlich Literaturübersetzerin und mein Vater war Professor für spanische Sprache und Literatur, also Romanistik-Professor. Das hat mich sehr geprägt, weil in unserer Familie Bildung und Sprache immer unglaublich wichtig waren. Beide meine Eltern haben sich mit Sprache beschäftigt und auch wir Kinder wurden immer in alle Diskussionen mit hineingenommen. Sicherlich ist das ein Grund dafür, warum ich Journalistin geworden bin.
Färbt der Blick auf prominente Paarbeziehungen in jeder Lebenslage, freigelegte Untreue, böses finanzielles Blendwerk, irgendwann auch mal im eigenen Privatleben ab?
Anne Meyer-Minnemann Nein. Aber für mich ist es immer interessant, die Meta-Ebene von solchen Beziehungs-Geflechten zu sehen. Ich schreibe ja jede Woche auch ein Editorial in der GALA und ich versuche immer zu schauen: Worum geht es denn da eigentlich? Was sind eigentlich die übergeordneten Themen, die jeder von uns kennt, egal ob prominent oder nicht prominent. Also: Was bedeutet für mich eigentlich Treue? Was davon ist meine Definition? Wie weit will ich eigentlich gehen, oder nicht? Was ist Treue versus persönliche Freiheit? Ist für mich eigentlich eine Ehe gescheitert, wenn sie zwanzig Jahre lang gehalten hat? Oder kann man sagen, man hat sie erfolgreich beendet? Muss ich mich mit 50 Jahren nochmal neu erfinden und wo will ich dann eigentlich hin? Das sind ja alles zutiefst menschliche und zwischenmenschliche Themen, die die Prominenten mit jedem anderen Menschen verbindet. Und die interessieren auch mich.
Wann fängt bei dir Untreue an und wann fängt bei der GALA Untreue an?
Anne Meyer-Minnemann Letztlich geht es um die Frage, wie man eine Beziehung führen möchte oder wie man Treue definiert, und diese Frage sollte von Partnern gleich beantwortet werden. Untreue ist dann vorhanden, wenn der eine Partner eine moralische Grenze überschreitet. Diese Grenzen sollten in einer Partnerschaft vorab geklärt sein.
Viele Dank für das Interview. Ich freue mich auf euren weiterhin glamourösen Journalismus mit vielen exklusiven Bildern und wünsche gutes Gelingen.
Online www.gala.de
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