People
Fritz Ahrens
Abschied vom Pyratenschiff
Veröffentlicht
Autor
Gunnar Henke
Fotos
Christian Barz, Beate Zoellner, Fritz Ahrens
Kommentare
2 Kommentare
OPIUM traf Fritz Ahrens in seinem Geschäft in der Galleria (Große Bleichen 32) zum Abschieds-Interview.
Fritz, mit Pyrate Style haben Holger und du gemeinsam ein ikonisches Label in der Ledermode geschaffen. Warum hörst du jetzt auf und lässt Holger auf eurem Piratenschiff allein?
Fritz Ahrens Ehrlich gesagt: 40 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Pyrate Style steht für ein Produkt, das wir ja aus uns heraus schon während der Schulzeit produziert hatten. Damals waren wir natürlich Amateure, im Laufe der Zeit haben wir viel dazugelernt (lacht). Was ich sagen möchte: Die Marke ist sehr mit uns identifiziert. Während Holger sich vorrangig um die Kollektion kümmert, bin ich hier unten für den Vertrieb zuständig. Folglich muss ich jeden Tag persönlich im Geschäft präsent sein. Jetzt ist es auch mal gut, obwohl die Zeit mit Holger und dem Team großartig war. Alle Bands und Solokünstler, die wir verehrt haben, wurden im Laufe der Jahre unsere Kunden, mehr geht nicht. Jetzt beginnt für mich ein neuer Lebensabschnitt.
Lass uns kurz zurückblicken auf die Anfänge. Woher rührt eure gemeinsame Liebe für Leder und Silber?
Fritz Ahrens Wir wollten aussehen wie die Rockstars, die unsere Vorbilder waren – musikalisch wie modisch. Ich spielte damals selbst Schlagzeug und wollte so cool aussehen, wie ich mich fühlte. Das ging nicht mit den Feincordhosen von C&A, um die damals kaum einer herumkam (lacht). Also mussten wir uns selbst helfen und die Mode kreieren, die wir tragen wollten.
Wer oder was genau hat euren Stil inspiriert?
Fritz Ahrens Wir hatten natürlich historische Vorbilder, etwa den Uniformstil, der ja universell ist. Wir haben unsere Eindrücke im Kopf einfach umgesetzt. In der Musik hast du zwölf Noten, aus denen du ein Stück komponierst, in der Mode gibt es ebensolche Rahmenbedingungen, innerhalb derer du kreativ werden kannst. Eine Jacke hat immer zwei Ärmel, eine Hose zwei Beine. Wie du die gestaltest, ist allein dir überlassen.
Wie würdest du den Pyrate Style beschreiben?
Fritz Ahrens Es ist eine extrovertierte, flamboyante Mode. Das Produkt will maximale Aufmerksamkeit, daher sind unsere Jacken oder Mäntel auch als Bühnengarderobe gut geeignet. Wenn jemand ins Rampenlicht tritt, muss er etwas darstellen, nur mit T-Shirt bekleidet da hochschlappen geht nicht ...
40 Jahre sind eine lange Zeit in der Modebranche. Wie erklärst du dir das Geheimnis eures Erfolgs?
Fritz Ahrens Das sehr charakteristische Design, für das wir stehen, also sehr individuelle Hosen, Mäntel, Jacken und Gürtel aus Leder mit viel Silber im glamourösen Rockstar-Look und die gnadenlose Qualität, die wir in jedem Stück immer wieder unter Beweis stellen. Bei der Materialauswahl und -verarbeitung und vor allem bei der eingesetzten Menge des Materials machen wir keine Kompromisse. Die Knöpfe sind immer fettestes Silber, auch wenn sich der Silberpreis in der Zwischenzeit vervierfacht hat. Diese Erhöhung haben wir aber nicht an die Kunden weitergegeben. Auch die Möglichkeit der Maßarbeit wird sehr geschätzt. Die Werkstatt hier im eigenen Haus ermöglicht es uns, jeden noch so ausgefallenen Wunsch umzusetzen.
Pyrate Style war ja die weltweit erste registrierte Totenkopfmarke. War es schwierig, dieses Logo eintragen zu lassen?
Fritz Ahrens Das war sehr schwer. Wir führten einen richtigen Kampf mit dem Patentamt, es war total absurd. Uns wurde gesagt: Der Totenkopf in Kombination mit der offenen Schere sei ein gewaltverherrlichendes Symbol. Irre.
Schwarzes Leder ist ja euer Basismaterial. Wie weit weicht ihr davon ab, wenn sich Künstler oder Privatpersonen mit individuellen Wünschen an euch wenden?
Fritz Ahrens Die Künstler, die es für eine Anfertigung noch zu uns schaffen, bekommen ein ganz individuelles Teil. Hier ist jedes Material, also auch Stoff, und jede Farbe möglich. Leder ist ja auch sehr schwer, viele Künstler wollen daher als Bühnenoutfit eine leichtere Variante, die aber optisch den gleichen Wow-Effekt hat.
Zahlreiche Künstler, darunter auch Keith Richards, Steven Tyler, Kim Wilde oder Peter Maffay, lassen sich ihre Bühnenoutfits im Hamburger Schneider-Atelier fertigen. Was schätzen die Künstler an euren Outfits besonders?
Fritz Ahrens Wir unterstützen sie psychologisch und geben ihnen Sicherheit, indem sie ihre Bühnenpräsenz verstärken. Viele vertrauen uns und sagen: Mach mal. Sich da einzufühlen und für jeden das passende Outfit zu kreieren ist eine große Kunst, die Holger perfekt beherrscht. Bisher hat er mit seinen Outfits immer einen Volltreffer gelandet.
Holger hat ja auch eine Schmuckkollektion entwickelt. Wie kam es dazu?
Fritz Ahrens Wir haben ja immer schon mit Silber gearbeitet, unsere Markenzeichen waren die Knöpfe aus alten Silbermünzen. Im Laufe der Zeit hat Holger dann mal etwas aus Wachs geschnitzt und einen Ring gefertigt, daraus entstand die erste Schmuckkollektion. Die kam von Anfang an super an und ist eine gute Ergänzung der Mode. Rock‘n‘Roll ist halt schwarzes Leder und viel Silber...
Den typischen Pyrate Style-Kunden würde ich spontan als extrovertiert beschreiben - oder gibt es auch Menschen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt in diese Kategorie fallen?
Fritz Ahrens Wir haben Kunden aus allen Bereichen und Schichten – vom Lehrling bis zum Vorstandsvorsitzenden. Es kommen hier schon mal Leute rein, die sich nie eine unserer Jacken an sich vorstellen konnten. Denen habe ich dann ein Teil übergezogen und damit ein Erweckungserlebnis beschert nach dem Motto: Wow, so kann ich aussehen. Viele von denen sind heute unsere treuesten Kunden.
Du wolltest mal einen Pyrate Style-Laden in Los Angeles eröffnen und ein altes Segelschiff kaufen. Wie sieht es mit diesen Plänen aus?
Fritz Ahrens Den Laden planten wir wirklich, doch das hat sich dann nicht erfüllt, das Leben verläuft ja nicht immer linear nach Plan. Stattdessen habe ich geheiratet und eine Familie gegründet, die beste Idee überhaupt. Aber mit dem Segelschiff, da schauen wir mal... Das kann man sich ja zur Not noch mieten, mit einem Schiff kauft man sich ja gleich viel Arbeit ein...
Welche Pläne hegst du sonst noch für deine Zukunft?
Fritz Ahrens Ich werde weiterhin kreativ tätig sein, Buchhalter werde ich sicher nicht noch auf meine alten Tage. Ihr könnt also gespannt sein.
Kommentare
Kommentar von Stefan K |
Danke Fritz für viele Jahre Pyrate Style. Trug die Jacken viele Jahre und seit Jahrzehnten auf div Uhren Silber Armbänder. Dir und Kim alles gute. @Holger RnR
Kommentar von Matthias |
ALLES GUTE für die Zukunft, auch wenn ich sicherlich nur ein ganz kleines Licht in eurer Geschichte bin, hab ich euch doch seit vielen Jahren "verfolgt" und auch das ein oder andere bei euch gekauft. leider hab ich nicht alles mehr einiges ist verloren gegangen (leider) aber die Tasche Ihr vor über 20 Jahren gefertigt habt, trage ich noch heute! Die erste Begegnung hatte ich mit Euch auf den Hamburger Motorradtagen, wo Ihr eine Schusssichere Lederjacke vorgestellt habt... ( glaube da gabs ärger drum ..) Ich hoffe bald mal wieder in Hamburg sein zu können und wer weiß vielleicht reichts ja mal wieder für was neues.. Eine Erinnerung hab ich noch das war die Aktion mit "Brösel" als er einen seinen Filme "gekotzt wird später" vorgestellt hat und das Holzmotorrad bei Euch im laden stand....... take care und weiter alles GUTE M
Einen Kommentar schreiben